Samstag, 22. Juni 2024

Midsommarmorgon

Gewöhnlich ist es ja der Midsommarafton, der Abend des längsten Tages im Jahr, der gefeiert wird. Der fiel dieses Jahr sogar auf einen Freitagabend, so dass ausschweifenden Festen wenig im Weg stand. 

Ich nehme mit zunehmendem Alter wahr, dass ich Abendveran-staltungen nicht genießen kann weil mich frühzeitig Müdigkeit übermannt und ich alkoholischen Getränken nicht zugeneigt bin. Deshalb verlagere ich meine "Feierlichkeiten" auf den Morgen. Das ist erfahrungsgemäß eine eher einsame Angelegenheit. Soziale Isolation ist eine Begleiterscheinung dieses Lebensstils, der teils selbst gewählt, teils aber auch durch die Umstände erzwungen ist. Damit muss und kann ich mich arrangieren. Ein Morgen wie der heutige macht mir das besonders bewußt, hilft mir aber auch dabei.

Die Luft war klar, der Himmel blau (später am Vormittag soll angeblich Regen einsetzen). Niemand außer mir war auf dem Wasser. Selbst die Krähen, die sonst Radau machen, verhielten sich heute ruhig. Lediglich einige Nachtschwärmer tummelten sich noch am Ufer.

Montag, 17. Juni 2024

Vier Wehre für fünf Euro

Eigentlich wollte ich diesen Sonntag ja zu irgendeiner größeren Wasserfläche fahren - mir schwebte da der Bodensee vor weil meiner Kreativität Grenzen gesetzt sind, aber nach der gestrigen Fahrt auf die Alb, wo ich das halbfertige Boot abgeholt habe, war mir nicht nach ausgedehnten Autofahrten. 


Zunächst unternahm ich früh am Morgen eine kleine Neckarinselrunde weil auf dem Fluss an sonnigen Tagen mittlerweile wieder jede Menge Stocherkähne, Tret- und Ruderboote, SUPs und noch exotischere Schwimmkörper unterwegs sind.

Ich beschloss im Verlauf des Vormittags spontan das schon mehrfach bewährte Verfahren "Boot und Rad" zur Anwendung zu bringen (Bsp.: 20232022 auch 2022, 2020 auch 2020 auch 2020), verlud beide Vehikel ins Auto, deponierte das Rad im Gartenschuppen in Sulzau und fuhr nach Horb, wo mich ein erstaunlich voller Parkplatz an der Einsatzstelle erwartete. Die Ritterspiele fanden ausgerechnet an diesem Sonntag statt und ich
kam nicht umhin fünf Euro Parkgebühr für den an anderen Tagen immer kostenlosen und kaum belegten Parkplatz direkt am Neckar zu bezahlen. Ich fuhr unter der Großbaustelle einer Neckartalbrücke, die den Durchfahrtsverkehr in Horb reduzieren soll, hindurch und ließ mich bei flotter Strömung auch mal ein Stückchen treiben. 


Es waren - wie in den früheren Berichten vielfach angeführt - vier Wehre zu umtragen, die sich in Folge der Hochwasser der letzten Wochen teils stark verändert haben. Große Ansammlungen von Treibholz türmen sich an Brückenpfeilern auf und viele neue Prallwände sind entstanden, in denen die Eisvögel ihre Nistlöcher anlegen können. 

Regelrechte Bootswracks habe ich nicht gefunden, aber ein jämmerlich entleertes Schlauchboot, das einfach da, wo es entkräftet in sich zusammen gesunken ist, liegen gelassen wurde (wenige Meter vorher ragten ein paar Stahlstangen aus dem Wasser, die möglicherweise ursächlich für diesen Unfall waren, der wohl bei höherem Pegel und mehr Wasserdruck stattgefunden hat).


In Sulzau angekommen kettete ich das Boot an der Anschlagtafel des Golfplatzes an, verstaute meinen Krempel im Gartenhäuschen, entnahm daraus das Fahrrad und strampelte zurück nach Horb, wo der Parkplatz mittlerweile zum Bersten gefüllt war. Ich verzichtete auf einen Rundgang durch die Altstadt (wo ich vermutlich heute Eintritt hätte zahlen müssen) und machte mich auf den Rückweg.

Samstag, 15. Juni 2024

Winterprojekt

Da der nächste Winter ganz bestimmt kommt und mein eigenes Bootsbauprojekt seit mehreren Jahren stagniert habe ich die Gelegenheit ergriffen ein halbfertiges Boot zu erwerben. Es handelt sich um ein Freestyle-Modell namens "Elan" von Douglas Ingram. 

Der Advantage, der nun schon geraume Zeit über dem Esstisch an der Decke hängt muss seinen Platz hergeben und kommt wieder ins Bootshaus, wo er dann für Neckarinselrunden und schnelle Flachwasserfahrten zur Verfügung steht. 

Zunächst werde ich die Innenseite diese von außen bereits laminierten Rumpfs aus PVC-Schaumstreifen von überschüssigem Kleber befreien (der wirkt sehr elastisch und wenig schleifbar - ich werde wohl einiges vorsichtig wegschneiden) und dann versuchen eine möglichst glatte Innenfläche zu erzeugen. Die wird mit Glasfiber überlaminiert. 

Wenn ich auf diese Weise einen steifen Rumpf erzeugt habe wird die Außenschicht nochmal geschliffen und mit einer weiteren Glasfiberlage überlaminiert, die ich mit Abziehgewebe so glatt wie möglich mache. Um weiteres Schleifen werde ich nicht herumkommen denn ich will am Ende einen Zweikomponentenlack auftragen (blaßgrün). 

Innen wird u.U. auch lackiert (hellbraun). Erst dann kommen Eschesüllränder (ich habe noch lange Leisten herumliegen, die ich ggf. so fräse, dass der Bootsrand komplett bedeckt wird) und ein konturierter Sitz (kein Kneeling-Thwart) und wahrscheinlich noch eine Ducht im vorderen Bereich hinein. Am Ende werden Griffe und Deckplates montiert.

Und dann werde ich in Erfahrung bringen, ob ich mit diesem Freestyle-Boot überhaupt klar komme. Jetzt da ich mich sehr an ultraleichte Flachwasserboote gewöhnt habe wird mir ein so wendiges Boot möglicherweise etwas zu anstrengend sein. Gleichwohl eignet es sich vermutlich nicht nur für Flachwasser sondern auch für schmale gewundene Flüsse. Wir werden sehen...

Sonntag, 9. Juni 2024

Sinkende Pegel

Die anhaltenden Hochwasser haben jede Menge Treibgut auf die Spitze der Neckarinsel, das "Bügeleisen", gespült. Dort türmt es sich auf und blockieret gewissermaßen den Zugang zur Spitze, auf der gerne gesessen, geplaudert und Genussmittel jedweder Art zu sich genommen werden. 
Das Wasser ist noch trüb und die Ufer sind entsetzlich schlammig. Insbesondere auch weil nichts richtig trocknet. Es regnet immer wieder mal. Dennoch ist die Strömung inzwischen akzeptabel. Es gent flott flussab und flussauf kommt man durchaus etwas ins Schwitzen.

Heute vormittag schien die Sonne (am Nachmittag soll es schon wieder regnen). Deshalb unternahm ich erstmals seit 14 Tagen eine Neckarinselrunde. Ich startete erst so gegen halbzehn und dennoch war niemand anders auf dem Wasser. Erst unten bei den Stocherkahnanlegern, wo ich gewöhnlich eine kleine Pause einlege, bevor ich mich wieder auf dem anstrengenden Weg flussauf mache, wurden einige Kähne für eine Sonntagsfahrt hergerichtet.
Andere lagen noch auf der Böschung, wo sie im strömenden Regen hin gewuchtet wurden. Es sollen manche Kähne auch von der Feuerwehr heraus gezogen worden sein. Bei Hochwasser und viel Regen füllen sie sich, werden unter Nachbarkähne gedrückt und gehen schmählich unter. Insbesondere die Kähne, die ganz oben in der Reihe liegen bekommen die volle Wucht der Strömung ab. Am Ende bleibt viel Schlamm in ihnen, der umfängliche Renigungsaktionen erfordert.
Den Kahn der Paddelfreunde habe ich etwas eingehender inspiziert. Karsten und ich haben ihn ja letztes Jahr noch einmal hergerichtet und den Boden von unten aufgedoppelt. Nun löst sich der Boden auch von innen auf. Er erlebt vermutlich seine letzte Saison und wird im Herbst ausgemustert. So verbastelt wie er ist kann er nicht mal mehr in einem Kindergarten als Sandkasten eingesetzt werden (das ist das Schicksal der meisten Kähne).

Schließlich paddelte ich wieder flussauf durchs trübe Wasser. Je weiter ich Richtung Neckarinselspitze kam, desto kräftiger wurde die Strömung. Der Anleger ist auch mal wieder genau in dem Maß überspült, dass Ein- und Aussteigen aus dem Boot nicht ohne nasse Füsse möglich ist. Erfreulicherweise ist es ja jetzt warm.