Sonntag, 3. November 2013

"Herbstflotte"

Mike hatte Anfang September im Canadierforum zu einer Herbsttour auf der Altmühl oder Donau aufgerufen und allmählich bekundete der eine oder andere sein Interesse an einer Teilnahme. So auch ich. Nach einiger Zeit nahm die Diskussion jedoch Ausmaße an, das übliche Maß sprengten. So wurde seitenlang über das Menü diskutiert (Frank hatte angekündigt seine gusseisernen Töpfe mit zu bringen).

Dann ging es um Möglichkeiten zum Nachholen der Autos, weil viele in ihren Vehikeln nächtigen wollten. Ich verlor irgendwann das Interesse weil meine Vorstellung von Canadierreisen eher etwas paddel- und Streckenfixiert sind. Aber ich bekenne, dass ich wenig Erfahrungen auf diesem Feld habe und - wie die Erfahrung zeigt - Frank unrecht tue, der die so zusammen gekommene "Herbstflotte" allabendlich mit deliziösen Gerichten versorgt hat.

Es war Eckhard, der mein Interesse an dieser Fahrt wieder geweckt hat. Wir verabredeten Freitag/Samstag teilzunehmen und fuhren mit seinem Auto nach Dollnstein, wo wir pünktlich um 10:00 Uhr am Wehr Hagenacker ankamen.

Die anderen waren Abfahrtbereit und setzten teilweise schon ein. Wir entluden unser Auto, rüsteten die Boote aus und hasteten dann der davon eilenden Meute hinterher. Dabei nahmen wir gerade noch wahr, dass das Wehr Hagenacker über eine geräumige Zeltwiese verfügt, das Wehr selbst spaßig zu befahren ist und erfuhren - aus den Erzählungen der anderen -, dass die Strecke oberhalb außerordentlich schön sei. Innerlich habe ich schon entschieden, dass meine nächste Altmühltour flussauf führen wird (um den Touristenhorden nur gelegentlich ausgesetzt zu sein) und dass Hagenacker der Ausgangspunkt meiner Fahrt werden wird.


Am nächsten Wehr (Bubenrother Mühle) holten wir die anderen ein, begrüßten die, die schon auf dem Wasser waren als wir kamen, umtrugen Boote und Ausrüstung und setzten die Fahrt auf dem relativ breiten aber langsam fließenden Fluss Richtung Wasserzell fort.

Biki und ich kamen - nachdem wir artig die renaturierte Flussschleife vor Wasserzell abgepaddelt haben - zuerst an dem Ort an, legten unsere Boote aufs Trockene und stiefelten zum Hirschenwirt, einem Lokal, das Biki bereits kannte. Dort nahm ich kurz entschlossen Lammbraten und Semmelknödel zu mir. Mike leistete mir Gesellschaft und verzehrte einen ebenfalls leckeren überbackenen Toast.


Die anderen waren allmählich nachgekommen und wärmten sich an der Aussatzstelle die Essensreste vom Vortag auf. Offenbar ist mir da eine weitere von Franks deliziösen Mahlzeiten entgangen. Aber der Lammbraten war ja auch nicht übel.


Am nächsten Wehr in Rebdorf wird gegenwärtig gebaut. Wir umtrugen es rechtsseitig. Ich hatte mich inzwischen so sortiert, dass ich - den Rucksack mit den Übernachtungsutensilien (Hängematte, Isomatte, Schlafsack, Wolldecke) geschultert - meine Küchenkiste zuerst umtrug, und dann - den Rucksack mit den Wechselklamottten geschultert - das Boot nach holte. So musste ich zwar jedes Mal zweimal laufen, war aber dennoch recht flott und selbständig.


Es ging weiter nach Eichstätt, wo noch zwei weitere Wehre zu umtragen waren und dann kamen wir an unserem Übernachtungsplatz am Ortsende Eichstätts an. Dort gibt es sanitäre Anlagen, die in dieser Jahreszeit noch in Betrieb sind, eine große Feuerstelle und eine Zeltwiese, auf der Stefan schon einmal der Bootswagen abhanden gekommen ist während er im Zelt daneben geschlafen hat. Wir verstauten unser Gerümpel also möglichst sicher.


Frank baute seine Küche auf,  wir schälten Kartoffeln, schnitten Zwiebeln und Pastinaken und es entstand - während diverse Autos nach geholt wurden und die Dämmerung einsetzte - ein leckerer Eintopf in zwei Töpfen, den wir dann im Dunkeln aßen.

Am anderen Morgen regnete es. Ich hatte mein Boot hochkant neben/unter die Hängematte platziert und machte es mir zum Frühstück zwischen Boot und Kaffeekocker unter der zusammen gerafften Hängematte auf meiner Kniematte gemütlich. Ich hatte alles, was ich brauchte, in greifweite und konnte dem allmählich munterer werdenden Treiben von dort aus zusehen. Ich beschloss bei diesem Wetter nicht weiter zu paddeln.

Peter hatte jedoch auf seinem Handy das Regenradar analysiert und prophezeite trockenere Bedingungen ab 9:15 Uhr. Seine Vorhersage traf ein. Bis dahin wurden wieder Autos umgesetzt und als die Fahrer wieder da waren setzten wir die Boote ein.


Der Regen hatte dem Fluss etwas mehr Wasser beschert und die Strömung schob uns voran. Der nun folgende acht Kilometer Abschnitt bis Inching (weiter wollten wir gar nicht) war deshalb etwas unterhaltsamer als der am Vortag gepaddelte. Gelegentlich hatten wir es mit kleinen Schwällen zu tun und das eine oder andere Kehrwasser lud zum Einscheren ein.


Wir ließen uns dementsprechend viel Zeit und nutzten die wenigen Übungsstellen um ein wenig Techniktraining für die, die daran Interesse hatten, zu absolvieren. An einer Stelle lag ein Baum im Wasser und ich versuchte Mike die Jetferry zu zeigen, scheiterte aber daran, dass ich als Linkspaddler dieses Manöver nicht rechts ausführen kann. Aber ich bin zuversichtlich, dass er das Prinzip auch so umsetzen kann.

Irgendwann kam auch die historische Brücke bei Pfünz in Sicht, auf der gerade ein Filmset für einen Fernsehfilm aufgebaut wurde. Unter dem zweiten Brückenbogen von links befand sich eine klar definierte Stromzunge und wir übten Traversieren.


Eine Bootsbesatzung nach der anderen durchfuhr den Brückenbogen und viele davon habe ich fotografisch fest gehalten. Die Bilder finden sich in einer Bildergalerie.


Von der Brücke bei Pfünz war es nicht mehr weit bis zum Bootswanderplatz in Inching. Dort sollte die heutige Fahr ja ihr Ende finden. Wir waren trotz Trödeln und Üben flott durch gekommen und es war erst früher Nachmittag. Einige wollten weiter.
Eine ausgedehnte Diskussion mit mehreren Abstimmungsschleifen entspann sich und am Ende wurde beschlossen, dass hier zwar übernachtet werde, einige jedoch weiter paddelten und mit den Autos zurück geholt würden. Es wurde also wieder Auto gefahren.
Einzelne Autos wurden aus Eichstätt und Hagenacker geholt, andere nach Gungolding gebracht. Währenddessen beschäftigte sich Frank wieder mit Essenszubereitung und wir halfen beim Gemüseschneiden während er das Fleisch würzte.

Heute stand Schichtfleisch mit Kartoffeln auf dem Plan. Der Topf kam wieder auf einige glühende Holzkohlen und bekam noch mehr davon auf den Deckel. Weil es zwischenzeitlich tröpfelte errichteten wir eine Tarpkonstruktion aus einer Baumarktplane.

Während das Essen garte wurden Boote getestet und ich hatte Gelegenheit Stefans MadRiver-Courier mit der Polingstange auszuprobieren. Das Boot macht richtig Spaß. Es ist klein, hat dennoch Volumen, der Knick des V-Rumpfsverleiht im Richtungsstabilität und aufgekantet lässt es sich gut lenken.

Auch mit Mikes Swift-Keewaydin 15 war ich einige Minuten auf dem Wasser. Meine Erwartung, dass es sich dabei um einen sturen Geradeausläufer handelt, wurde nicht bestätigt. Das Boot ist erstaunlich wendig. Dabei ist es schnell  und gut zu beschleunigen.

Und federleicht ist es obendrein in der Kevlar-Fusion Version mit Karbon-Trim. Marc hat im schwindenden Licht ein paar Bilder von diesem kurzen Test gemacht.


Unter der Plane saßen wir dann beim Dunkelwerden. Die Paddler trafen allmählich ein und bauten ihre Zelte und Tarps auf. Das Essen war ungewöhnlich früh fertig, wir ließen es uns schmecken, und plauderten noch ein wenig. Dann verabschiedeten Eckhard und ich uns als erste.

Im Dunkeln machten wir uns auf den Rückweg und tauschten unsere Erfahrungen aus. Wir waren doch froh, dass wir an dieser großen Ausfahrt teilgenommen hatten, überlegten jedoch, wie man die Abstimmungsprozesse in so einer Gruppe etwas "geschmeidiger" gestalten kann. Immer wieder kam die Notwendigkeit eines computergestützten Auto-Rückholprogramms zur Sprache, dass die Fahrerei auf ein Mindestmaß reduziert. Franks vortreffliche Menüs wurden gelobt und die netten neuen Bekanntschaften gewürdigt. Es ist sicher nicht das letzte Mal gewesen, dass wir mit dem einen oder anderen der Teilnehmer dieser Fahrt gepaddelt sind und auf die nächsten Male freuen wir uns schon.

Ich habe meine Wanderpaddel-Kompetenzen etwas ausgebaut (ich habe in dieser Hinsicht erheblichen Nachholbedarf) und werde künftig häufiger Gepäcktouren unternehmen. Dabei lasse ich mich gerne erneut auf Gruppen ein, kann mir aber auch gut vorstellen mal allein oder im kleineren Kreis unterwegs zu sein. Die Witterungsbedingungen sollten allerdings etwas günstiger sein als dieses Mal.

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