Montag, 11. November 2013

Trainingsmuffel

Im Beitrag vor diesem habe ich geschrieben "Ich fühle mich nicht wohl in meiner Rolle als Übungsleiter und meine Lizenz erlischt ohnehin im kommenden Jahr. Ich bin wenig motiviert sie zu verlängern." - jetzt habe ich eine Reihe von Rückmeldungen dazu bekommen und fühle mich aufgefordert diese Aussage zu erläutern.

Zuletzt hat René mich darauf aufmerksam gemacht indem er mich vor wenigen Wochen in Günzburg dazu aufforderte unseren Begleitern doch etwas beizubringen. Da habe ich gemerkt, dass sich in mir etwas sträubt, wenn ich "unterrichten" soll. Es ist zunächst die hierarchische Situation, die mich davon abhält. Dann ist es mein mangelndes Improvisationsvermögen - es fällt mir schwer spontan zu entscheiden welches Defizit in angehe und in welcher Struktur ich etwas vermittle. Komplexe Abläufe schrittweise zu erlernen fällt in herausfordernden Strömungssituationen schwer. Selten finden sich fein abgestufte Bedingungen an, die ein allmähliches Herantasten an komplexe Handlungsabläufe erlauben. Dazu kommt mangelnde Erfahrung. Ich bin erst spät Übungsleiter geworden und habe selbst nie strukturiertes Training im Canadierbereich erlebt, kann so etwas also nicht "aus dem Handgelenk schütteln"

Wenn ich nicht gezielt Kurse besucht habe fand kein angeleitetes Training statt. Am meisten habe ich von kompetenten Mitpaddlern "so nebenbei" bei Ausfahrten gelernt. Da findet sich eine geeignete Stelle, man übt/spielt, zeigt das eine oder andere oder schaut es sich ab und probiert es aus. Unser Neckarabschnitt ist bezogen auf verschiedene Fließwassersituationen ja auch nicht gerade gut ausgestattet. Wir verfügen über 1 Kehrwasser (in Worten "eins", es liegt auf der linken Seite - Rechtspaddler lernen bei uns schneller Übergreifen) und - bei stärkerer Strömung - über einen kleinen Schwallabschnitt. Aus dieser Mangelsituation, die wir mit vielen Kanuklubs teilen, habe ich mir so etwas wie eine Trainingsphilosophie für den Kanusport zurecht gelegt: Training kann nur Anlass-bezogen in Paddelsituationen statt finden die uns bei Ausfahrten begegnen oder die wir durch Ausfahrten herbei führen. Im ersten Fall muss ich meine Improvisationsschwäche überwinden und nur im zweiten kann ich mich gezielt vorbereiten. Die zweite Situation ist dann fast schon eine Kurssituation, die hierachisch geprägt ist. Da fühle ich mich - wie schon erwähnt - nicht wohl. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich nicht nur positive Kurserfahrungen gemacht habe.

Hinzu kommt, dass ich bei den Paddelfreunden als Gleicher unter Gleichen dabei bin. Meine Paddelkenntnisse unterscheiden sich nicht maßgeblich von denen derer, mit denen ich häufig unterwegs bin. Dass ich zusätzlich eine Trainerlizenz habe ist gewissermaßen Zufall. Meine Bemühungen, meine Mitstreiter auch zum Erwerb einer solchen Lizenz zu bewegen, weil ich z.B. sehe, dass sie erheblich geschickter und geduldiger spontan unterrichten als ich, waren bislang erfolglos.

Unter anderem deshalb auch habe ich von Anfang an z.B. das Sicherheitstreffen als "Erfahrungsaustausch" angelegt. Da treffen sich Leute mit unterschiedlichem Hintergrund, paddeln zusammen und lernen voneinander. Als Trainer sehe ich mich dazu verpflichtet den Rahmen zu organisieren und darauf zu achten, dass eine Reihe von Inhalten, die mir unerlässlich scheinen, auch vorkommen. Überraschenderweise bekommen ganz andere Inhalte und Dinge, die ich selbst dabei neu lerne, ein großes Gewicht. Dieses offene Setting gefällt mir außerordentlich gut aber es hat wenig mit herkömmlichem Training zu tun.

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