Beim Mittagessen mit Kollegen kamen wir auf Sportarten und es ging - wie üblich - vor allem um eine Mannschaftssportart, bei der sich 22 Leute um einen Ball streiten. Dass ich leidenschaftlich paddele wurde zwar zur Kenntnis genommen aber nicht nennenswert vertieft obwohl in der Gruppe keiner war, der aktiv einen Sport betreibt.
Ich habe mir im Nachhinein so meine Gedanken darüber gemacht, warum paddeln im Canadier mir so sehr viel sympatischer ist als z.B. Mannschaftssportarten, die in der Lage sind Massenhysterien auszulösen oder Wettbewerbssport, in dem Menschen - sei es in einer Gruppe (Mannschaft) oder allein (wer ist der bessere?) - gegeneinander antreten.
Vielleicht hat es damit zu tun, dass Canadierpaddeln die Möglichkeit eröffnet völlig druckfrei in dem Rhythmus sowohl Konditionstraining als auch Koordinationstraining zu betreiben, wie es einem persönlich und abhängig von der jeweiligen Tagesform gefällt. Wettbewerbsaspekte lassen sich integrieren oder ausschließen. Mir ist letzteres lieber.
Ein Mannschaftssport ist allenfalls Kanupolo (in Kajaks!), aber wer im Wildwasser paddelt ist ebenfalls auf andere angewiesen. Dabei verschiebt sich der Wettbewerbsschwerpunkt auf Kooperation. Man hilft sich gegenseitig. Und das nicht mit dem Ziel eine andere Mannschaft zu besiegen sondern im Bestreben mit den natürlich vorgefundenen Bedingungen so gut wie möglich zurecht zu kommen.
Die Natur spielt natürlich auch eine Rolle. Paddeln ist Natursport. Ökologische Aspekte spielen eine zentrale Rolle. Aber auch hydrodynamische Kenntnisse sind unabdingbar um in diesem Sport Befriedigung zu finden.
Und dann gibt es - als nicht unbedingt erforderliches Element - die Kulturgeschichte, in der Canadier bei der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents eine zentrale Rolle spielten. Es gibt bücherfüllende Aspekte der Bootskonstruktion - beginnend mit den traditionellen und überlieferten Baumethoden bis hin zu modernsten Fertigungstechniken für Boote. Es gibt Diskussion um Form und Ausstattung von Booten, Ausrüstungsfragen und Sicherheitstechniken.
Kondition, Koordination, Kooperation, Ökologie, Hydrodynamik, Kulturgeschichte, Bootsbautechnik und Sicherheitsaspekte - es gibt wenige Sportarten, die so vielfältig sein können.
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