Wir sind morgens - nein spätvormittags - gegen 10:00 Uhr vom Bootshaus aus aufgebrochen und haben uns kurz nach 11:00 Uhr verabredungsgemäß mit Michel in Buttenhausen getroffen. Unterwegs stieg die anfängliche Tiefsttemperatur von -14°C beim Bootshaus auf -6.5°C in Gönningen. In Buttenhausen war es dann wieder -10°C kalt. Schon knackig!
Vom Canadier-Forum, in dem die Fahrt ebenfalls angekündigt worden war, ist niemand gekommen was einen von uns zu folgender Bemerkung hinriss: "Woisch, des isch zu exdrem für die". Da hat er möglicherweise recht. Wir ExtremistINNen jedenfalls staffierten uns warm aus und die Autos wurden umgesetzt. Während dessen musste ich feststellen, dass ich meine unhandlichen aber warmen Snowboard-Handschuhe im Boot liegen gelassen hatte statt sie im Auto zu verstauen, - ein Versehen, dass ich in der Folge noch lobpreisen sollte denn die dünnen Neoprenhandschuhe isolieren überhaupt nicht. Die Snowboard-Teile dagegen sehr. Während der ganzen Fahrt hatte ich keine kalten Hände nachdem ich die dicken Dinger mit den fürs Paddeln eher ungeeigneten steifen Handgelenkschalen angezogen hatte. Lediglich kalte Füße bekam ich obwohl ich drei Paar Socken unter der Latexmanschette und den Neoprenstiefeln (die für dieses Polster zu klein sind) angezogen hatte.
Für den Trockenanzug hatte ich mich aus Solidarität entschieden: Rolf hat - den günstigen Pfund-Kurs nutzend - auch einen gekauft und wollte ihn heute einweihen. Auf seinem kleinen Gebetsteppich kniend entlüftete er ihn vor Antritt der Fahrt fachgerecht.
Wir haben diese Anzüge nicht wirklich gebraucht, konnten in ihnen aber etwas unbesorgter die kleinen Schwälle heruntersausen als in saugfähiger Winterbekleidung. Klemens und Anita waren da vorsichtiger (was uns einige spektakuläre Bildfolgen beschert hat denn Klemens ist ein vortrefflicher Fotograf, der mit seiner teuren Fotoausrüstung vorsichtigerweise nur vom Ufer aus agiert).
Hier eine kleine Bildfolge, auf der Rolfs neuer Swift-Yukon sein phänomenales Auftriebsverhalten unter Beweis stellen kann. Das Boot hat über die ganze Länge durchgehenden 'Flare' (wovon wir hier aber nur den ersten halben Meter in Anspruch nahmen) und schwimmt enorm flott wieder auf, wenn es von der Eintauchwucht ins Wasser gedrückt wird. Wir nahmen bei dieser Aktion kaum einen halben Liter (Spritz-)Wasser über.
Die Lauter mäandert durch ein nettes Tal, an dessen engen Stellen steile Felsen nach oben ragen. Sie ist größtenteils harmlos hat aber den einen oder anderen Naturschwall und eben diese künstlichen Stufen über die es sich so vortrefflich hinwegschanzen lässt.
Eine Reihe von Raststellen säumt das Ufer und ein Kanu-Verleih hat eine beeindruckend riesige Anlage in Bichishausen mit Café-Betrieb. Heute war niemand da. Komisch eigentlich.
Wir machten an einem Picknick-Tisch an einer komfortablen Ein- und Aussatzstelle Rast und kochten uns Kaffee, wärmten die Füsse in der strahlenden Sonne (zuerst taut der Schnee, dann trocknet das Wasser auf der schwarzen Oberfläche der Neopren-Stiefel, und irgendwann - nach langer Zeit - breitet sich ein wenig Wärme in den unterkühlten Extremitäten unter den drei Socken-Schichten aus) und assen Kekse.
An einer einzigen Stelle mussten wir umtragen - die Strecke führt durch einen größeren Bauernhof und im Sommer empfiehlt es sich wohl einen Bootswagen mitzunehmen. Im Winter läßt sich der Weg leichter bewältigen - jeder zog sein Boot wie einen Schlitten über den Schnee hinter sich her.
Ein einziges Mal musste ich ins Wasser als Claudius auf dem all zu engen Flüsschen versuchte seinen Prospector zu wenden. Er verklemmte sich so unglücklich, dass er beinahe gekentert wäre. Rolf und ich eilten ihm zur Hilfe und hielten das Heck seines Bootes halb im Wasser stehend fest. So kam er rum und wir hatten Gelegenheit unsere Trockenanzüge zu preisen...
Michel, der die daheimgebliebenen Kajak-Extremisten des Paddelklubs würdig vertrat (von einer ursprünglich enthusiastischen, nicht zu nennenden weil jetzt doch nicht mitgekommenen Kajak-Paddlerin kam ja der Vorschlag doch mal eine Winterpaddeltour anzubieten...), scoutete wie gewöhnlich an jedem kleinen Wehr.
Das war auch nötig, den an einem Schwall, dessen Befahrung nun wirklich reizvoll gewesen wäre, lag ein Baum richtig heimtückisch quer. Wir erwogen ihn aus dem Wasser zu ziehen, entschieden uns aber dann gegen den Aufwand - das wird jetzt wohl der Bootsverleiher machen müssen.
Umso mehr tut es mir leid, dass Michel - als wir auf der Rückfahrt in einem von ihm vorgeschlagenen sehr hübschen Café keinen Platz mehr bekommen hatten - davon fuhr und wir dann - einen Ort weiter - ein sehr nettes anderes Café fanden, in dem wir dann doch noch gemütlich Kaffee und Kuchen zu uns nahmen. Beim nächsten Mal kriegt Michel ein besonders großes Stück Kuchen.
Nachtrag: Eben wollte ich noch das Pegel-Diagramm der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale einfügen, das uns aber schon in der Vorbereitung der Tour höchst suspekt vorkam (weil es temporäre 3m-Hochwasser abbildete während der langjährige Maximalwert nicht über 1m hinausging). Nun stelle ich fest, dass sich dieser Pegel "zur Zeit in Wartung" befindet. Ja, das war wohl notwendig. Ich erinnere mich aber, dass wir einen Pegel um die 55cm ermittelt hatten - der reicht so gerade für Canadier. Grundberührungen sind auf der großen Lauter fast stets unvermeidlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen