Sonntag, 19. Juni 2011

Wildwasser Übungscamp


Unter dem großspurigen Titel „Wildwasser-Übungscamp“ hatte ich Ende letzten Jahres die jetzt zu Ende gegangene Ausfahrt angekündigt. Und ein Übungscamp war es tatsächlich. Wir waren anfangs zu acht angereist und später kamen noch zwei Teilnehmer nach. Der Austragungsort war die Bregenzer Ach und gezeltet haben wir wieder einmal auf dem Zeltplatz in Doren.

Tag 1 (Mittwoch):

Wir trafen und Mittwochmorgen um 9:00 am Bootshaus um den Anhänger zu beladen. Eine Auswahl an Booten wurde mitgenommen, da es Teil meines ausgeklügelten Konzepts war, dass jeder mal in einem andern Boot paddeln sollte (dieser Teil meines Planes sollte nicht aufgehen). Die Fahrt nach Doren gestaltete sich etwas langwierig, da wir die Landstraße gewählt hatten und uns jede Menge LKWs behinderten. Wir kamen zur Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein am Zeltplatz an, bekamen einen Abschnitt sehr dicht am Fluss zugewiesen, bauten unsere kleine Zeltstadt auf und nahmen eine kleine Zwischenmahlzeit zu uns.


Dann zogen wir uns um und schleppten die Boote ans Wasser. Es war wenig davon da (ab 14:00 Uhr sinkt der Wasserstand immer weil das Kraftwerk seinen Betrieb vermindert). Zunächst probierten wir im Kehrwasser unter der Hängebrücke ein wenig herum und dann paddelten wir 500 Meter vom Campingplatz abwärts. Für diese 500 Meter benötigten wir ungefähr zwei Stunden weil wir jede Welle und jedes Kehrwasser (von denen bei diesem Pegel reichlich vorhanden waren) mehrfach beackerten. Ganz am Ende treidelten wir die Boote wieder aufwärts was aufgrund des wenig geeigneten Schuhwerk der KajakpaddlerInnen eine gewisse Tortur beinhaltete.

Nach dem Umziehen und Duschen wandten wir uns sehr allmählich dem Abendessen zu. Es gab Maultaschen – wahlweise in Brühe oder Bolognesesoße. Holz wurde im näheren Umfeld gesucht, ein Feuer gemacht und so verbrachten wir einen lauschigen Abend am Lagerfeuer.


Tag 2 (Donnerstag):

Am anderen Morgen gab es ein ausgiebiges Frühstück. Dann brachten wir die Rückholautos an die untere Aussatzstelle beim Kennelbacher Sportplatz da wir annahmen, dass werktags der sonst gern genutzte Betriebsparkplatz der Firma HEAD belegt ist. Zurück am Campingplatz stiegen wir dann in die Boote und gingen aufs Wasser, von dem spürbar mehr vorhanden war als am Nachmittag des Vortags.

Ich hatte mich für den kleinen Topo entschieden und musste gleich zu Beginn feststellen, dass ich mit dem Kajak längst nicht so gut zurecht komme, wie mit dem Canadier. Klemens hat das von der Brücke aus fotografisch fest gehalten. Eine Kenterung auf der Scherlinie des Kehrwassers unter der Hängebrücke belehrte mich nachdrücklich, dass ich bei weiterer Nutzung des Kajaks so sehr mit mir beschäftig sein würde, dass ich wenig auf die anderen hätte achten können. Ich schleppte das Boot also schnell noch zurück und holte mit Oles Hilfe den M.E. der für diesen Einsatzzweck das ideale Boot ist – er ist schnell (man kann damit kleine Stufen flott wieder hinauf paddeln) und er ist erstaunlich wendig.

Wie wir mit dem langen Boot ans Ufer kamen kenterte gerade Andreas mitten im Strom und ich konnte meinen neuen 30m-Wurfsack zum Einsatz bringen, den ich jetzt mittels Wurfsackgürtel stets am Leib trage. Andreas erreichte den Sack so gerade eben und ich hielt nur noch das äußerste Ende des Seils. Es war gar nicht so leicht Andreas mit seinem Boot ans Ufer zu bekommen. Klemens rettete das inzwischen abgetriebene Paddel.


Dann ging es endlich los und wir hielten uns erneut in nahezu jedem Kehrwasser und in jeder Welle längere Zeit auf, so dass wir nur sehr langsam voran kamen. Das Wetter war ideal, der Wasserstand ebenfalls und wir nutzten die Gelegenheit zur einen oder anderen Sicherheitsübung. So wurde gerollt, ausgestiegen, der Wurfsack bemüht - kurz, wir hatten jede Menge Spaß.


An der Rotachmündung gelang es uns allen ins Kehrwasser bzw. in die Mündung zu kommen und einzelne zerrten ihre Boote erneut nach oben um den kleinen Schwall noch einmal zu paddeln. Irgendwo machten wir dann auf einer Kiesbank Pause und experimentierten anschließend im ruhigen Wasser oberhalb der Kiesbank mit unterscheidlichen Dingen herum. Klemens gelang es z.B. spielend den M.E. zu rollen und anschließend übte er noch mit dem geflochtenen Cowtail das Abschleppen gekenterter Boote.


Im unteren Abschnitt fuhr ich etwas flotter voran weil die Zeit schon etwas fortgeschritten war. Weil wir zur unteren Aussatzstelle mussten galt es noch das Wehr in Kennelbach zu übertragen was sich als etwas knifflige Sache erwies. Seile und Karabiner kamen zum Einsatz um Material und Menschen über die glitschige Holzebene mit den hervorstehenden Nagelköpfen herunter zu befördern. Dass derartige Konstruktionen nicht etwas menschenfreundlicher gestaltet werden begreife ich nicht. Dort könnten doch wenigstens seitlich Ketten angebracht werden oder eine Treppenpassage eingebaut werden bzw. Ösen zur Befestigung von Karabinern und Seilen...


Die letzten 500 Meter waren wenig materialschonend weil immer wieder quer liegende Gesteinformationen überwunden werden mussten. Schließlich kamen wir bei den Autos an, bildeten eine Kette um die Boote die Böschung hinauf zu befördern, zogen und um, verluden die Boote und fuhren zum Sparmarkt um Grillgut für den Abend zu besorgen.

Bei grauer werdendem Himmel fuhren wir zurück zum Campingplatz, duschten, sammelten Holz, machten ein Feuer an und grillten bei einsetzendem Nieselregen. Umterm Tarp (oder unterm Regenschirm) ließen wir es uns dennoch schmecken und hatten einen netten Abend.


Tag 3 (Freitag):


Am anderen Morgen war erneut mehr Wasser auf dem Bach. Aber das Wetter war wieder besser und wir brachten nach dem Frühstück die Autos an die übliche Aussatzstelle. Die nette Pförtnerin der Firma HEAD gestatte uns auf dem Betriebsparkplatz zu parken und gegen 11:00 Uhr kamen wir aufs flott fließende Wasser. Heute experimentierten wir nicht lange unter der Hängebrücke herum sondern fuhren gleich los. Die meisten Kehrwasser waren bereits abgesoffen und es waren vor allem hohe Wellen die für Spaß und Abwechslung sorgten.


Es kam zu zwei Kenterungen, an die sich jeweils vorbildliche (Selbst-)Rettungsaktionen anschlossen. Klemens durfte im Ernstfall seinen Cowtail einsetzen. Wir begegneten allerhand Paddlerinnen und Paddlern. Unter anderem eine schlecht ausgerüstete Gruppe von Paddelanfängern, an deren zwei/drei Kenterungen (in der Zeit unseres Beisammenseins) wir bergend und rettend teilhaben durften. Alle hatten jede Menge Spaß weil das Wetter wieder bestens war und das Wasser nicht zu kalt.


An der Aussatzstelle angekommen wurden die Boote geschultert bzw. auf den Bootswagen geladen und nach dem Umziehen und Boote- verladen ging es erneut zum Sparmarkt wo wir uns für unsere traditionelle Ausfahrtenmahlzeit eindeckten:

Es sollte Folienkartoffeln mit Kräuterquark und Sahnehering geben.


Weil die Abfahrt so flott vonstatten gegangen war hatten wir am Nachmittag noch etwas Zeit und Klemens, Anita, Ole und ich sahen uns vom Straßenrand aus den oberen Bregiabschnitt bei Egg an. Dort liegen allerlei Felsen im Wasser, die bei höherem Wasserstand sicher für aufregende Paddelbedingungen sorgen - für meinem Bedarf sind das vermutlich etwas zu aufregende Bedingungen. Auch das Wehr in Egg sahen wir uns an an dem das KanuMagazin immer seinen Dicke-Backen-Contest ausrichtet. Ab kommendem Donnerstag ist es wieder soweit.


Leider aßen wir am Abend erneut unter dem Tarp da wieder Regen einsetzte. Später am Abend kamen Donatus und Norbert nach, die sich zu uns unters Tarp gesellten. Der Regen wurde immer beständiger und es kam Wind auf. Deshalb schloss sich eine lebhafte Nacht an, in der ein weggewehtes Überzelt am Igluzelt rekonstruiert werden musste und dabei der eine oder andere Schlafsack feucht wurde.


Tag 4 (Samstag):


Morgens regnete es weiter. Wir frühstückten unterm Tarp und schauten besorgt auf den Pegel, der immer weiter anstieg. Als der Regen zwischenzeitlich nachließ stiefelten wir zur Rotachmündung und sahen uns unterwegs die Strömungsbedingungen an. Das braune Wasser rauschte ziemlich hastig und breit den Fluss hinab, die Kehrwasser waren mehr als zackig – bei den meisten war es ratsam sie zu meiden, eine Abfahrt hätte deshalb aus unablässigem Traversieren in die Innenkurven bestanden und uns war nicht recht klar ob es wirklich immer gelungen wäre rechtzeitig in den ruhigeren Flussbereich zu kommen. Wir beschlossen abzuwarten und den Vormittag zu vertrödeln.

 
Einige beschäftigten sich mit dem Trocknen der Schlafsäcke und Klamotten und andere, die über trockene Schlafsäcke verfügten, lümmelten in selbigen herum. Erst gegen 14:00 Uhr trafen wir uns wieder um beim Campingwirt Gulaschsuppe oder Schnitzel zu uns zu nehmen. Ein Meinungsbild ergab, dass sich mehr für den Abbruch unseres nassen Lagers aussprachen als für weiteres Abwarten. So wurde hastig zusammen geräumt, trockene und nasse Sachen in die Autos geramscht, die Boote verladen und gegen 17:00 Uhr - nach einem letzten Blick in den Fluss, in dem mittlerweile ganze Bäume schwammen - brachen wir in beschlagenen Autos und im fortdauernden Regen zur Heimfahrt auf. Gegen 20:00 Uhr räumten wir die Boote zurück ins Bootshaus, hängten dort Planen Zelte zum Trocknen auf (ich baute meins hoffnungsfroh auf dem Gelände auf, wo es nun im Regen steht) und gingen unserer Wege.


Fazit:

Das Wildwasserübungscamp hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Die Bregenzer Ach und der Campingplatz in Doren haben sich als ideal erwiesen, der stetig steigende Wasserspiegel an jedem Tag neue und andere Herausforderungen bereit gehalten. Wir konnten immer wieder allerhand Sicherheitsübungen einbauen, die uns die paar ‚Ernstfälle’ routiniert abwickeln ließen. Dass wir letztlich am vierten Tag nicht mehr paddeln konnten ist für die am Vorabend Eingetroffenen besonders tragisch aber gehört zum Wildwasserpaddeln dazu. Die Bedingungen waren zu ungünstig. Auch dass wir uns zum Abbruch entschieden haben erscheint mir vernünftig da nicht damit zu rechnen war, dass am Sonntag der Pegel gesunken wäre (tatsächlich tat er das erstaunlicherweise)

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