Montag, 16. Juni 2008

302. Nordwest-Passage

Vorsicht, das ist jetzt nix für sensible Canadier-Paddler - ich habe zwei Seekajak-Bücher gelesen:


Das eine davon schon vor zwei Jahren während eines Lago-Maggiore-Urlaubs. Klar, dass es mich da in die Arktis zieht. "Paddle to the Arctic" stammt von Don Starkell, der bereits von Winnipeg zum Amazonas gepaddelt ist und darüber einen Bestseller verfasst hat, und beschreibt seine Etappen-Reise entlang der seichten Hudsonbay-Westküste über einige Halbinseln und Eisflächen und entlang der arktischen Küste bis Tuktoyaktuk. Ich habe das Buch damals verschlungen obwohl die Kritik sich vor allem darauf richtete, dass Starkell im völligen Unverstand schlecht vorbereitet und ausgerüstet seinen Egotrip so durchzog, dass er schließlich mit erfrorenen Fingern irgendwo im Eis gerettet werden musste. Ist schon spannend wie sich so einer vor lauter Durchhaltewillen und Risikobereitschaft durch die Arktis schleppt.

Auf den ersten beiden Etappen begleitete ihn Victoria Jason, an deren Fähigkeiten und Ausdauer er immer wieder allerhand auszusetzen hat, was sie ihm in ihrem Buch "Kabloon in the Yellow Kayak" heimzahlt, indem sie ihn als egozentrischen Obermacho beschreibt. Beide werden wohl ein wenig Recht haben aber es fällt leichter, Victoria Jensen Glauben zu schenken.

Ich Buch habe ich jetzt während meiner Rekonvaleszenz gelesen und sie schildert darin quasi die selbe Strecke (die ersten beiden Etappen mit Don Starkell) und die Fahrt auf dem McKenzie-River nach Tuktoyaktuk und dann weiter auf der Nordwest-Passage in West-Ost-Richtung. Sie berichtet vor allem von ihren Begegnungen mit Menschen -, Einheimischen und Touristen, den Erfahrungen allein in der Wildnis, Grissly- und Eisbären, Musk-Ochsen, Rentieren und allerlei anderen arktischen Kreaturen. Es ließt sich spannend und ergreifend weil diese Frau offenbar das Vermögen hatte mit den Menschen Beziehungen aufzubauen, die dauerhaft hielten. So schildert sie am Ende, wie sie den Inuit im norden Kanadas das Kayak-Fahren wieder beibrachte und dafür sorgte, dass in Pelly-Bay wieder Kayaks benutzt wurden. Kurz vor ihren Tod hat sie offenbar über diese Kampagne ein weiteres Buch geschrieben, das aber leider (noch?) nicht veröffentlicht wurde. Ein Jammer!

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