Raphael, der als Kanureiseveranstalter im Dreiländereck tätig ist, hat mir für eine Kiste Bier ein gar nicht so altes aber entsetzlich verzogenes PE-Boot überlassen. Ich habe es heute abgeholt und auf die Bierkiste noch ein paar Flaschen Wein draufgelegt. Außer diesen enorm kostspieligen Alkoholika und dem Tank Benzin hat die Fahrt über den verschneiten Schwarzwald eine wirklich teure Erkenntnis vermittelt: Unser Kanutransporter ist zu alt, die Heizung arbeitet nur noch ansatzweise und es gibt so viele kleine Macken, dass allerspätestens bei der nächsten Reparatur (die nicht lange auf sich warten lassen wird) ein neues Auto her muss.
Aber zurück zum Boot: Es handelt sich um einen grünen MadRiver Explorer 16TT - ein 38kg-PE-Boot ohne Einbauten (weil Raphael die noch als Ersatzteile für seine Leihbootflotte braucht). Das Boot hat sich schon vor dem Ausbau der Innereien so entsetzlich verformt, dass es als Leihboot nicht mehr zu gebrauchen war. Die Verformung verläuft diagonal - auf der einen Seite ist der Süllrand vorne, auf der anderen hinten über eine ziemlich lange Strecke ganz unschön nach innen gebogen.
Ich habe mir nun drei Möglichkeiten ausgedacht, wie mit dem Boot umgegangen werden kann:
Möglichkeit No.1: Ich baue alle restlichen Anbauten ab (Süllränder und Deckplates - letztere kriegt Raphael dann fürs Ersatzteillager geschickt), fertige eine recht aufwändige Vorrichtung mit solidem Mittelbalken an und zwinge das Boot mittels Mallen wieder in Form. Dann befestige ich sehr solide Holzsüllränder, feste Sitze und mehr Thwarts als üblich damit es diese Form auch hält wenn der Mittelbalken und die Mallen wieder herausgenommen werden.
Ob damit der gewünschte Effekt eintritt und wie viele Kilo zu den ohnehin bedenklichen 38 noch hinzukommen bleibt abzuwarten.
Möglichkeit No.2: Ähnlich wie vor fast genau zwei Jahren angedacht kann ich aus dem Boot auch ein Wildwasserboot machen, müsste dafür aber - wie Paul Mason und Mark Scriver das immer mit ihren Ocoees gemacht haben - ein Mittelsegment herausnehmen, die kurzen Enden mittig zusammenschweißen (Michl weiß wie das mit PE geht) mit soliden Deckplates mehr Flare in den Bug bringen, Süllränder anfügen, Thwarts, Sitzblock und Riemen einbauen; zwei Auftriebskörper und Lashings dazu und fertig ist der "Outrage für Arme".
Ob die Schweißstelle anhaltend dicht bleibt und welche Fahreigenschaften so ein Boot letztendlich hat ist ungewiss.
Möglichkeit No.3: Wenn sich herausstellt, dass das Boot unter der Wasserlinie noch einigermaßen gerade ist, dass also die Verformungen die Fahreigenschaften nicht weiter beeinflussen, kann ich mir - ähnlich dem Dirtbike in der Motorradszene - ein unansehnliches aber taugliches Polingboot mit weit offenem Mittelteil (und fest eingeklebter rutschfester Trittmatte) gegebenenfalls völlig ohne Sitze daraus machen. Der Explorer gilt als das DAS Polingboot schlechthin - allerdings der in der Kevlar-Ausführung mit edlem Holzrand.
Diese Lösung beinhaltet zunächst wenig Risiken - außer der, dass es womöglich extrem selten zum Einsatz kommt.
Die Möglichkeit No.4, das Boot zu einem dritten Vereins-Tandemcanadier umzubauen, scheidet aufgrund des desolaten Zustands aus. Wenn ich viel Arbeit in das Boot investiere, die ich wiederum nicht bezahlt bekommen will, will ich nicht, dass irgendjemand es anschließend - ähnlich wie den Vereins-Prospector - in Grund und Boden paddelt.
Dass das Boot die Nummer "5" hat finde ich prima - gegenwärtig ist es mein fünftes Boot. Die "5" bleibt drauf!
Auf der Rückfahrt bin ich erneut über den Schwarzwald gefahren und habe mir bei der Gelegenheit die Gutach angesehen - auch ein nettes Bächlein, das in die Elz mündet. Beide sahen beim heutigen Wasserstand außerordentlich spaßig zu paddeln aus. Ich glaube ich muss Claudius mal anstiften, dass er bei nächster Gelegenheit (z.B. wenn der Schnee wieder schmilzt) da mit mir paddelt. Er kennt diese Schwarzwaldflüsse gut und ist immer scharf drauf sie in seinem neuen Boot hinunter zu poltern.
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