Diesen etwas nebeligen Sonntag sind wir auf der Donau zu fünft von Riedlingen nach Rechtenstein gepaddelt. Der strahlende Sonnenschein, der uns noch auf der Hinfahrt über die Schwäbische Alb begleitet hatte, konnte nicht recht ins Donautal durchdringen und es war so mild, dass - ebenfalls anders als auf der Alb - der Reif nicht die Äste und Zweige umhüllte. Schneereste lagen noch am Ufer aber sie waren bereits mehrfach angetaut und ziemlich verharrscht.
Nachdem wir uns in Rechtenstein getroffen hatten, ein Auto zurück ließen und mit zwei Autos nach Riedlingen gefahren waren setzten wir dort am Schlachthof ein und überließen der flotten Strömung die meiste Arbeit.
Reinhold, der übers CanadierForum zu uns gestoßen war (vorher jedoch schon in Tübingen gern gesehener Gast war) musste in seinem edlen Holzcanadier, den er allein manövrierte, etwas angestrengter paddeln als Rolf und Klemens im Yukon und Claudius und ich im Prospector.
In das eine oder andere Kehrwasser konnten wir mit den langen Tourenboote einscheren, aber meistens ging es geradeaus auf dem sanft geschwungenen Fluss, in dem es immer ratsam ist genug Abstand zur Außenkurve zu halten damit man nicht unter die Äste gespült wird.
Unterwegs trafen wir auf zahlreiche Biberspuren. Angeknabberte Bäume säumten das Ufer (die Biber sind sogar bis in den Wald vorgedrungen und haben die Rinde der Buchen abgefressen, so dass dort in absehbarer Zeit nur noch Baumleichen stehen und irgendwann liegen werden). Zahlreiche Bäume sind so intensiv beknabbert worden, dass sie beim nächsten Sturm zu Boden gehen werden, andere liegen schon wild herum.
Wild herum sprang auch ein Fuchs auf dem rechten Flussufer, den wir wohl bei einer Unterhaltung mit einem Artgenossen am anderen Flussufer (den nur Klemens und Rolf gesehen haben) gestört haben. Offenbar ist gerade Paarungszeit und die Biester sind nicht ganz so aufmerksam gegenüber Menschen wie sonst.
Erst nach Zwiefaltendorf machten wir an einem gewaltigen umgestürzten Baum Pause. Wir sahen uns die Bissspuren des Bibers etwas genauer an und entdeckten dabei, dass dieser Baum offenbar die Aussicht aus Bibers Wohnzimmerfenster behindert hatte. Der Biberbau befindet sich nämlich direkt neben dem Stumpf des abgenagten Baums. Wir machten uns zügig wieder davon um die Winterruhe der Nager nicht zu sehr zu stören.
Stattdessen wandten wir uns der hohen Kunst der Outdoor-Kaffeezeremonie zu. Ich beschränkte mich auf die Zubereitung eines ordinären Drück-Kaffees im JetBoil-Kocher aber Rolf aktivierte seine Dampfmaschine und produzierte in einem aufwändigen aber lohnenden Verfahren äußerst leckeren Latte Macchiato.
Neben unserem Rastplatz fanden wir eine rätselhafte Ansammlung kleiner, an Haselruten gebundener Eimer, in denen Lappen befestigt waren. Wilde Spekulationen über Sinn und Zweck dieser Anordnung konnten nicht abschließend klären welchem Zweck sie wohl dient.
(Von Jürgen kam jetzt die Auflösung: Es handelt sich wohl um einen Duftzaun. Leuchtet mir ein!)
Ebenfalls neben dem Rastplatz hatte der Fuchs vorher Rast gemacht. Eine Ente leistete ihm dabei offenbar nicht ganz freiwillig Gesellschaft. Davon zeugten die umher liegenden Federn und zerbissenen Röhrenkochen, die wir mit großem Interesse und waldläuferischer Expertise betrachteten.
Wir kamen noch an weiteren eigentümlichen Behausungen vorbei und ein weiterer Fuchs stürmte - als Claudius und ich uns aus einem Kehrwasser wieder heraus bewegten - den Waldhang hinauf. Er muss - während wir im Kehrwasser waren - regungslos dicht neben uns am Ufer im Gestrüpp gekauert sein und dann die erste Gelegenheit genutzt haben sich davon zu machen.
An der Mündung der Braunsel (in die man nicht einfahren darf) hielten wir uns noch ein Weilchen auf und bewunderten das tiefgrüne Wasser, das sich hier mit dem eher bräunlichen der Donau mischt. Klemens und Rolf erkundeten den schmalen Uferweg.
Und dann waren wir schon nach gut drei Stunden inklusive Pause in Rechten- stein, wo wir die Boote an der Umtragestelle des Wehrs zunächst an den Steg banden und dann nach und nach zum Parkplatz trugen.
Die Autos wurden aus Riedlingen geholt, die Boote aufgeladen, wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Heimweg. Der lange Prospector macht sich auf dem neuen Auto fast besser als auf dem alten, das unter ihm immer kaum zu erkennen war.
Trotz des nicht gerade blendenden Wetters beinhaltete diese Fahrt eindrückliche Naturerlebnisse denn außer den drei Füchsen konnten wir zahlreich andere Tiere (Silberreiher, Gänseenten, Kormorane...) beobachten, die man in unseren Breiten sonst selten zu sehen bekommt. Die Auswirkungen des Bibertreibens haben bei mir ein etwas zwiespältiges Gefühl hinterlassen. Ich bin gespannt, wie die toten Bäume, die jetzt das Ufer säumen, im Frühjahr oder Sommer aussehen werden und wann die ersten Bäume aus dem Wasser gezogen werden müssen weil sie den Leihbootverkehr auf diesem Abschnitt gefährden.
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