Sonntag, 28. Juni 2015

Keine Kanäle in Esslingen


Mit gepacktem Auto erwarteten wir die Teilnehmerscharen für die mittels Rundmail und Ankündigung im Paddelfreunde-Programm in breiter Öffentlichkeit bekannt gemachte Fahrt über die Esslinger Kanäle an diesem sonnigen Sonntagnachmittag.

Als die zahlreichen Interessierten eintrafen gelang es uns ihren Prospector auch noch neben unseren zu befestigen um umweltbewusst in einem Auto nach Esslingen zu sausen. Baustellen ohne Umleitung erschwerten dieses Unterfangen, aber wir erreichten Esslingen glücklich nach einiger Zeit.

In Esslingen fand erstmalig seit der Einweihung der neuen Feuerwache im Jahr 2008 ein Feuerwehrfest statt. Um die Feuerwache herum sammelten sich geparkte Autos, Menschenmassen mit Luftballons und Feuerwehrautos. Da wir mangels Ortskenntnissen keine andere Einsatzstelle kannten verbrachten wir etwa eine Viertelstunde mit Parkplatzsuche und fuhren schließlich zurück nach Tübingen.

Ich habe schon Fahrten wegen hoher oder niedriger Pegel oder wegen widriger Wetterbedingungen abgebrochen aber Parkplatzprobleme infolge von Feuerwehrfeierlichkeiten bildeten eine Premiere.

In Tübingen wollten wir nun das Programm vom Freitagabend wiederholen. Wir legten am Hölderlinturm an, ich nahm Ruths Eisbestellung auf und wir trotteten zu den beiden gegenüber liegenden Eisdielen in der Neckargasse.

Dort angekommen mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass wir nicht die einzigen waren, die die Idee mit dem Eis gehabt hatten. Wir entschieden uns fürs Umdisponieren, kauften in einer geöffneten Bäckerei abgepacktes Eis und schlugen uns wieder zum Anleger durch.


Daselbst war ein buntes Unterhaltungsprogramm geboten. Nicht nur die Altstadtstraßen waren überfüllt sondern auch der Fluss. Wir betrachteten das Wasserchaos vom sicheren Ufer aus bis wir uns auf den Weg zurück zum Bootshaus machten. Auf dem galt es diversen schwimmenden Fortbewegungsmitteln auszuweichen. Hierfür erweisen sich einigermaßen gut entwickelte Paddelkenntnisse als überaus hilfreich.


Am Anleger hatten wir noch eine sportliche Auseinandersetzung mit einer Stocherkahnbesatzung, die den Anleger mit ihrem Kahn und die darüber liegende Wiese mit ihren Picknickdecken blockiert hatten und wenig Verständnis dafür aufbrachten, dass wir da jetzt mit unsern Kanus durch wollten.

Kurzum: wir haben einen richtig gelungenen Sonntagnachmittag am und auf dem Neckar verbracht.

Ohne Boote in der Alb

Die Flüsse führen wenig Wasser und da ist es materialschonender die Boote zuhause zu lassen und zu Fuß zu gehen...
Nein, wir wollten ein Experiment machen und es mit Canyoning probieren. Dafür sind wir in den Südschwarzwald zur Albschlucht gefahren.


Die vom ursprünglich geplanten Einstieg in Görwihl ausgehende Strecke erschien uns dann doch zu lang. Deshalb zogen wir erst in Tiefenstein unsere Neoprenklamotten an und kletterten in die dort nicht ganz so tief eingeschnittene Schlucht hinunter.

Wir hatten gewisse Anfangsschwierigkeiten auf den glatten glitschigen Steinen. Am Ufer zu laufen war vielfach keine Option und oftmals mussten wir durch hüfttiefes Wasser waten. Stöcke bildeten ein gutes Hilfsmittel um das Gleichgewicht zu halten.


Ab und zu waren auch seichtere Abschnitte zu durchwandern, bei denen gelegentlich auch das Ufer begehbar war. Aber da waren wir schon so nass, dass es naheliegender war im Uferbereich durchs Wasser zu waten. Um einzelne Schwimmabschnitte kamen wir nicht herum.


Insbesondere an Engstellen zwischen Felsen bildeten sich Zwangspassagen, an denen geschwommen werden musste. In einem Pool wirbelten wir allerhand Schlamm vom Grund auf, so dass das anfangs klare Wasser auch mal trüb und weniger wohlriechend wurde.


Irgendwann erreichten wir vor der eigentlichen Schluchtpassage ein Wehr, das nicht nur fürs Wasser ein schwieriges Hindernis darstellt. Es war gar nicht einfach danach wieder in das Flussbett zu kommen, das an dieser Stelle stärkeres Gefälle bekommt und aus gewaltigen Felsen besteht.

Unter dem Wehr, an dem ein großer Teil des Wassers in einen Stollen abgeleitet wird, bekamen wir es mit einem sehr wasserarmen aber dennoch steilen und felsdurchsetzten Abschnitt zu tun, in dem viel Kletterarbeit und gelegentliches Schwimmen in kleinen Pools erforderlich war.


Ab und zu tat sich ein hübsches Outdoor-Freibad an hohen Felsen auf. Um in die Pools zu gelangen mussten wir uns immer wieder vorsichtig von hohen Felsen herunter gleiten lassen. Man weiß erst nachher dass ein Sprung ebenfalls möglich gewesen wäre weil man von oben nicht einschätzen kann wie tief der Pool ist und ob nicht doch ein spitzer Fels darin lauert.


Wir kamen erheblich langsamer voran als ursprünglich erwartet. Für einen Fluss dieses Schwierigkeitsgrads muss wohl pro Kilometer mit einer guten Stunde gerechnet werden. Die ursprünglich geplanten 7/8 Kilometer wären völlig utopisch gewesen.


An einer Stelle markierte ein Kreuz an einer Felswand eine Stelle, an der offenbar ein tragischer Unfall stattgefunden hat. Bei Hochwasser brodelt dieser Flussabschnitt, der mit zahlreichen Syphonen durchsetzt ist, sicher entsetzlich und ist allenfalls für Ausnahmepaddler befahrbar.

Schon oberhalb des Wehrs befanden sich Abschnitte, die meine paddlerischen Fähigkeiten weit überfordert hätten. Hier wäre an Paddeln selbst bei moderaten Wasserständen nicht mehr zu denken.

Wir tasteten uns vorsichtig weiter und erreichten nach gut einem Drittel unserer Gesamtstrecke eine kleine Fussgängerbrücke, die zu einem Wanderweg gehört.
Hier entschieden fünf von uns dass sie wieder zurück zum Auto wandern während die übrigen sechs sich weiter durchs Fluss vorarbeiten wollten. Wir winkten ihnen zum Abschied von der Brücke aus zu.
Wir fünf Aussteiger wanderten die linken Flusseite hinauf, auf der der Rückweg komfortabler zu sein schien.


Über sehr schmale an den Schluchtrand geschmiegte Serpentinen erreichten wir die Straße, die für den Verkehr gesperrt war. Auch für den Fußgängerverkehr. Große Steinbrocken auf dem Asphalt veranschaulichten die Ursache dieser Sperrung.

Wir beschlossen dennoch diesen Weg zu gehen und hatten die Straße für uns allein. Insbesondere in den fünf Tunneln waren wir froh keinen Autos zu begegnen. Immer wieder lagen größere und kleinere Felsbrocken auf der Straße. Sie ist wohl schon länger gesperrt.

Nach drei Kilometern erreichten wir Tiefenstein, deckten die Sitze im Auto mit Decken ab und fuhren in Neoprenoutfit zum Ausstieg in Albbruck. Dort befindet sich ein Penny-Markt, in dem wir uns mit Lebensmitteln versorgten. Sehr allmählich trafen unsere Mitstreiter ein.

Eine weitere Fraktion war knapp zwei Kilometer oberhalb von Albbruck aus der Schlucht ausgestiegen und den Restweg an der Straße hinab gelaufen. Lediglich Claudius und Johanna hatten letztlich die Reststrecke bis Albbruck im Flussbett bewältigt.


Inzwischen war es spät geworden, so dass wir von weitere Exkursionen absahen und uns auf den Heimweg machten. Das Herumklettern im Flussbett hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir uns gut vorstellen können die Aktion zu wiederholen und gegebenenfalls beim nächsten Mal ab der Brücke, die unseren Ausstieg markiert, erneut einzusteigen. Die Strapazen, die diese Kletterei mit sich bringt, legen eine langsamere Gangart nahe und ließen sich durch einen längeren Aufenthalt in der Gegend reduzieren. So ließe sich die weite Fahrt z.B. durch einen Besuch des nahe liegenden Wildwasserkanals in Hüningen am anderen Tag abrunden. Auch der Rhein in diesem Bereich soll eine reizvolle Wanderstrecke für mehrere Tage bilden. Wir sollten uns Gedanken zu einem verlängerten Wochenende in dieser Gegend machen.

Samstag, 27. Juni 2015

Kein Training


Der alljährliche Spendenlauf der Tübinger Stadtwerke, der ebenso alljährlich auf unseren Gelände stattfindet, hat unser Freitagstraining (auch das alljährlich) vereitelt. Wir haben uns nach Ende des Spendenlaufs getroffen und zu sechst eine Neckarinselrunde unternommen.


Auf dem breiten Neckararm gings bergab, am Hölderlinturm wurde angelegt, in den nahe liegenden Eisdielen besorgten wir Leckereien, Eis wurde geschleckt, geplaudert und herumgealbert und dann gings auf dem schmalen Neckararm wieder bergauf. Auch so kann Training aussehen.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Amazonas für Arme


Eigentlich hatte ich ja gar keine Lust zum Dienstagstraining zu gehen weil es nieselte als wir zuhause starteten. Am Bootshaus schien dann die Sonne und der Rasen war frisch gemäht. Wir beschäftigten uns zuerst ein wenig damit Gras zu rechen damit nicht so viel davon im Bootshaus landet.

Dann trafen weitere Trainings-willige ein - die unerschrockenen Polo-Spieler und eine kleine Gruppe Canadierpaddler, die nach kurzer Beratung beschloss eine "niederschweillige" Neckarinselrunde zu paddeln. Dafür wurden zwei Solo- und zwei Tandemboote aus dem Bootshaus geholt.



Wir paddelten flussab auf dem breiteren der beiden Neckararme, vorbei an der Tübinger Neckarfront und vorbei an den Polospielern, die vor dem Neckarparkhaus (ein Bild verbietet sich) ihre Tore aufbauten. Bis hinunter zum Stocherkahn fuhren wir, der am Anleger an der Bismarckstraße liegt.

Anschließend ging es auf dem schmaleren Neckararm wieder bergauf. Links reihen sich drei Gymnasien und von rechts wuchert Grünzeug über den Fluss. Da, wo auch welches von links wächst kommt man sich vor wie auf einem tropischen Urwaldstrom. Die Illusion hält nicht länger als 100 Meter an.


Montag, 22. Juni 2015

Ersatzthur: Allier light


Nein, meine Rechtschreib-schwäche ist nicht noch schlimmer geworden. Ich schreibe bewusst in der Überschrift "Thur". Denn eigentlich wollten wir diesen Sonntag Matthias an die Thur hinterher fahren. Pegel, Wetterbedingungen und der weite Weg hielten uns letztlich ab.

Statt dessen fand sich eine kleine Gruppe paddelwilliger am frühen Nachmittag am Bootshaus und wir beschlossen - nach längerem Kaffeeplausch, die Boote auf Bootswagen zu wuchten und sie zum Neckarabschnitt oberhalb des Hirschauer Wehrs zu schieben.


Diese Form des Bootswanderns findet Røskva besonders erfreulich. Der Weg war lang genug, so dass sie an seinem Ende auch bereitwillig ins Boot sprang und sichs dort erst einmal gemütlich machte.

Lange blieb sie aber nicht liegen denn die vielen Geräusche um sie herum (zu denen auf diesem Neckarabschnitt kein Autolärm gehört) weckten doch ihre Aufmerksamkeit. Allerlei Federvieh und der eine oder andere springende Fisch waren zu hören.


Wir bewegten zwei Prospectoren und ein Tourenkajak flussaufwärts, was anfangs kaum spürbar war weil der Fluss breit aufgestaut ist und Seencharakter hat.

Erst kurz vor dem Wehr in Kiebingen nimmt die Strömung spürbar zu. Ist dieser Abschnitt überwunden landet man im Becken unterhalb des Wehrs, in dem eine etwas gruselige Stimmung herrscht. Man meint jeden Augenblick könnte die Flut über einen herein brechen.


Zügig drehten wir wieder um und ließen uns von der Strömung zurück treiben. Umgestürzte Bäume, die quer über das Wasser hängen lassen Assoziationen an den Allier aufkommen (zumindest bei denen, die schon einmal da waren).

Dann paddelten wir wieder über die weite stehende Wasserfläche um zurück zu unserer Einsatzstelle am Hirschauer Wehr zu kommen. Einige Angelleinen mussten dabei umfahren werden - die zugehörigen Angler saßen entspannt vor ihren Autos am Flussrand.

Am Wehr luden wir die Boote erneut auf die Bootswagen und schoben sie wieder flussabwärts. Wir hätten die Boote auch unterhalb des Wehrs wieder einsetzen können, aber die paddelbare Strecke bis zur Rauen Rampe ist gerade einmal 500 Meter lang und sehr seicht.

Nach der Rauen Rampe, die auf dem zugehörigen Warnschild seit nunmehr über 10 Jahren als "Tosbecken" bezeichnet wird, schoben wir die Boote die Böschung hinunter und setzten auf einer Kiesbank wieder ein. Eine kleine Engstelle musste hier überwunden werden.


Die Steine, die da im Wasser liegen lassen inzwischen nur noch auf der Kiesbankseite einen fahrbaren Kanal frei. In früheren Jahren konnte man noch mittig paddeln. Die Hochwasser des Winters haben das Flussbett stark umgestaltet. Ich bin versucht nächstes mal wieder ordnend einzugreifen.


Am Blockwurf wurde erneut umtragen, was etwas mühsam ist. Røskva wählte den Landweg und war nur mit etwas Mühe dazu zu überreden wieder ins Boot zu steigen. Am Ende unserer Fahrt - zurück am Bootshaus - war sie entsprechend müde und machte ein Nickerchen.