Donnerstag, 2. Oktober 2008

373. Richard Proenneke

Kein Canadier-Buch im eigentlichen Sinne ist Richard Proennekes Bericht von zwei Sommern und einer Überwinterung an Twin Lakes in Alaska. Das preisgekrönte und viel gelobte Buch stammt aus den siebziger Jahren als es noch einigermaßen einfach war sich ein Stück Land in Alaska zu nehmen und darauf eine Blockhütte zu bauen. Genau das hat Proenneke gemacht und in dem Buch beschreibt er tagebuchartig (nicht ganz im Einverständnis mit dem Autor bearbeitet von Sam Keith) wie er dabei vorgegangen ist. Für Leute mit handwerklichen Neigungen und einer Grundtendenz zur Zivilisationsflucht - also die meisten Canadier-Paddler - die ideale Lektüre. Der Canadier spielt natürlich auch eine wichtige Rolle weil er im Sommer zum Lastentransport und für Erkundungen der weiteren Umgebung eingesetzt wird.
Detailliert beschreibt Proenneke, wie er seinen Bauplatz am Ufer des Sees auswählt, mit Kieseln aus dem See das Fundament belegt, die im Vorjahr gefällten Bäume zu einem Blockhaus zusammenfügt und immer wieder eigene Werkzeuge sowie Gegenstände zur Einrichtung der Hütte herstellt. Das Dach wird aufwändig gedeckt (Stangen, Dachpappe, Folie, Moos, wieder Stangen), Türen und Fenster angefertigt, ein Kamin gemauert und - im zweiten Jahr - ein Vorratshaus auf Stelzen gebaut.
Immer wieder berichtet er von Begegnungen mit den Tieren in der Wildniss (manche nisten sich bei ihm ein, andere behandeln ihn als der Eindringling, der er ist), von rücksichtslosen Jägern und Trophäensammlern, die ein- und wieder ausgeflogen werden und deren Beutereste und Müll er einsammelt, von Wanderungen im eisigen Winter und von Kanutouren zur Materialbeschaffung.
Ein äußerst spannend und unterhaltsam zu lesendes Buch, das geeignet ist, den Eremiten in einem zu wecken.
Proenneke hat in seiner Zeit in Alaska ständig Filmaufnahmen betrieben und (sich und die Natur) fotografiert. Im kanadischen Forum wurde häufiger darüber diskutiert - sie sind inzwischen auf DVD zu kriegen, es gibt sogar eine Dick Proenneke-Homepage, auf der sie vermarktet werden. Seine Tagebuchaufzeichnungen gibt es auch im Originaltext aber die sind mir noch zu teuer - da muss ich noch eine Weile lauern.

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