Ich bin doch erst heute zum Ausprobieren des Trockenanzugs gekommen. Steffen war als einziger zu motivieren eine kleine Paddeltour zu unternehmen und so haben wir uns nach Oferdingen aufgemacht, wo immerhin so einige kleine Schwälle im Neckar sind - auch bei den gegenwärtigen niedrigen Wasserständen.
Zunächst musste Steffen mir natürlich beim Schließen des Reißverschlusses assistieren - das ist ein zentraler Nachteil des sonst recht praktischen Rückenreißverschlusses. Ein weiterer schien mir am Anfang der zu sein, dass ich bei Paddelschlägen mit der Schulter stets an das Ende des recht steifen Reißverschlusses stoße. Das passiert nicht wenn ich - wie Heinz mich nachdringlich gemahnt hat - ordentlich Körperrotation einsetze. So hat der Reißverschluss jetzt eine erzieherische Wirkung. Immer wenn ich an der Schulter einen leichten Widerstand spüre merke ich, dass meine Paddelhaltung zu wünschen übrig läßt.
Wir probierten eine ganze Weile an den wenigen kleinen Kehrwassern in Oferdingen herum bis wir weiter abwärts Richtung Mittelstadt paddelten wo unterwegs gerade mal noch das "liegende Pferd", ein großer Stein im Wasser, für Abwechslung sorgt. Dort war aber nur ein kaum merkliches Kehrwasser und der Stein selbst war mit Glasscherben von Wurfübungen einiger bescheuerter Spinner übersät, so dass wir uns da nicht lange aufhalten mochten.
Wir paddelten weiter bis der Fluss kurz vor Mittelstadt eine scharfe Rechtskehre macht. Da ist eine große Kiesbank, auf der wir Pause machten. Ich ging baden und Steffen probierte mal den Canadier aus. Da ihm das Gefährt mit dem Stechpaddel allzu kippelig war nahm er sein Doppelpaddel. Davon wurde es aber auch nicht stabiler - ich argwöhne, dass er beim Kajakpaddeln bleibt.
Ich musste bei meinen Schwimmübungen feststellen, dass ich an meiner Dekompressionstechnik noch ein wenig feilen muss. Der Anzug war so voller Luft, dass es mir schwer fiel mit den Füßen wieder auf den Flussgrund zu kommen.
Aber ich blieb trocken - auch wenn ich überrascht war, wie eilig die Kälte des Wassers durch die isolierenden Schichten hindurch an den Körper dringt. Von den isolierenden Schichten hatte ich mindestens eine zuviel gewählt - mir war so mollig warm in dem Anzug, dass ich völlig verschwitzt war - so kann der Anzug seine Atmungsaktivität kaum unter Beweis stellen (schon gar nicht bei den warmen Lufttemperaturen). Ich glaube es wird künftig sinnvoll sein vor allem die Beine warm einzupacken während der Oberkörper bei Plusgraden auf dicke Fleece-Schichten verzichten kann. Dabei habe ich gegenwärtig den Eindruck, dass ich den Anzug getrost in "M" hätte kaufen können. Jetzt ist er in "L" und schlackert ganz schön um mich herum. Im richtigen Winter passen so wirklich dicke Fleece-Schichten hinein. Für den Alltagsgebrauch bei milden Temperaturen muss ich einfach gründlicher Luft ablassen, damit der Anzug sich besser anschmiegt.
Alles in allem war das heute ein zwar kurzer aber recht vergnüglicher kleiner Sonntagmorgensausflug. Jetzt hängt der Anzug in der dunkelsten Ecke unserer Wohnung zum Trocknen - wenn er trocken ist kommt er - ohne Knick des langen Reißverschlusses - wieder in die schwarze Piratentasche, die ich jetzt für die Trockenanzug-Ausrüstung reserviert habe.
Nachtrag: Eben war ich noch - das schöne Wetter nutzend - mit Røskva im Flachwasserboot auf dem Neckar. Ich musste erst mein Lieblingspaddel suchen weil das Boot neuerdings etwas beliebig von Vereinskollegen entliehen wird - bereits heute morgen musste ich schon meinen Wurfsack suchen, der sonst im WW-Boot hängt. Ich werde den Bengels wohl mal ins Gewissen reden müssen. Inzwischen ist es richtig ruhig auf dem Fluss. Nur noch wenige Stocherkähne sind im Einsatz, einzelne liegen auch noch am Anleger vertäut und kein einziges Verleihboot ist auf dem Wasser. Sehr angenehm.
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