Dritter Tag und Fazit
Der nächste Morgen begrüßte uns zunächst mit dichtem, sich nur sehr allmählich lichtendem Nebel. Wir ramschten schon einmal allerlei Camping-Gerümpel zusammen während Heinz mit Joachims Hilfe seinen Bus erneut in Mellingen an der Aussetzstelle deponierte. Dann ging es wieder aufs Wasser. Dennis, der die beiden ersten Tage noch in Heinz’ Rendevouz gepaddelt war, wählte nun den etwas agileren Prodigy. Wir machten ein wenig Aufwärmgymnastik außerhalb und innerhalb des Bootes und ich überlegte immer wieder ob ich wegen meines fortwährend schmerzenden Arms besser abbreche. Aber ich entschied mich für's Durchhalten und so übten wir flussabwärts an jedem in erreichbare Nähe kommenden Kehrwasser – also nicht an all denen, in die wir nicht rein kamen – Kehrwasserein- und -ausfahrten, C-Turns, Fähren, S-Turns und an denen in Flussmitte auch den U-Turn bzw. die Kehrwasserdurchfahrt. Es gab nur eine Kenterung und die war auch noch fast erheiternd und wir schafften es einigermaßen rechtzeitig bei Heinz’ Bus anzukommen, wo Heinz als finale Abschlussdarbietung eine spontane Kenterung mit Rolle absolvierte. Dann ging es zurück zum Zeltplatz, die Neopren-Sachen wurden nass und muffelig in Taschen und Tüten verpackt, erste Zelte abgebaut und Ausrüstung in Autos verstaut und dann setzten wir uns noch einmal an einen der Tische vor der Zeltplatz-Kneipe und betrieben Kursevaluation.
Heinz bekam verdientermaßen Lob und eigentlich keinen Tadel (mal abgesehen davon dass ich mich erdreistete seinen Vorschlag, mir ein anderes Boot zuzulegen, als eine wirklich ganz blöde Idee zu bezeichnen und jetzt denke ich doch immer wieder daran herum, ob und wie ich mein Boot z.B. gegen einen Prodigy eintauschen kann – den müsste ich aber erstmal probepaddeln und rein optisch gefiel mir der alte Mad River ME, der am zweiten Tag in Bremgarten am Ufer lag deutlich besser).
Heinz hat das Vermögen schnell und präzise Bewegungsmuster zu analysieren und seinen Kursteilnehmern das Einüben neuer und effizienterer Bewegungsabläufe schrittweise, anschaulich und nachhaltig nahe zu bringen (so nachhaltig, dass ich mich nun mit einer Sehnenscheidenentzündung am linken Handgelenk Schafthand herumschlage, die ich nicht hätte, wenn ich da nicht etwas grundlegend anders gemacht hätte als vorher und vielleicht auch wenn es etwas wärmer gewesen wäre). So hat er z.B. gleich in den ersten zehn Minuten erkannt, dass meine Unsicherheit in rechts liegende Kehrwasser einzuschwenken viel damit zu tun hat, dass ich bei der Gelegenheit zu sehr den Körper mit dem Boot in die Kurve lege anstatt die „Nase über dem Nabel“ zu behalten und nur das Boot aufzukanten. Die Art und Weise, wie er sein Wissen vermittelt und den Anreiz vermittelt neue Techniken einzuüben ist höchst unterhaltsam, um nicht zu sagen äußerst spaßig. Nur beim Einkauf der Zutaten und beim Kochen selbst versteht er keinen Spaß – dabei ist die volle Konzentration aller Beteiligten gefordert. Das lohnt sich aber auch fast genauso wie die Kursteilnahme selbst.
Sobald der nächstjährige Kurskalender erscheint schaue ich mal ob ich zeitlich und finanziell irgendwo wieder reinpasse. Ähnlich ging es den anderen, von denen die Hälfte ja teils schon Kurse bei Heinz gemacht hat. Dieser Wieder-Teilname-Effekt spricht ja allein schon für die Qualität von Heinz' Kursen. Vermutlich treffen wir uns dann also im kommenden Jahr wieder. Vielleicht am Orb oder an der Salza oder eben wieder an der Reuss.
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