Am Sonntag bin ich mit Steffen mal wieder Neckarabwärts bis Oferdingen gepaddelt (eine Strecke, die ich nun schon fast mit erschreckender Regelmäßigkeit immer wieder gepaddelt bin: Mai07, November 07, Januar 08, Juni 08 und September 08 - ich bin also - nach dem Gesetz der Serie - im Mai/Juni wieder dran). Steffen wollte sein drehfreudiges Kajak mal wieder ein wenig bewegen und ich entschied mich in letzter Sekunde gegen mein (fürs Hallenbad) frisch gereinigtes Wildwasserboot und für den vereinseigenen Prospector. Ich dachte mir "geb ich dem Boot doch noch einmal eine Chance". Das Boot hat die Chance nicht genutzt.
Der Prospector, den die Paddelfreunde haben, ist ein träges Teil, das allenfalls heftigts aufgekantet sowas wie Gleiteigenschaften entwickelt, im Solobetrieb kniend gefahren durch seinen Flachboden ähnlich träg wie ein Floß reagiert und auch kaum ins Kehrwasser zu bekommen ist. Da hätte ich auch meinen flotten Mad River Independence nehmen können, der gleich lang ist, eine gerade Kiellinie hat, gleitet und - aufgekantet - fast ebenso schwer/leicht in größere Kehrwasser kommt. Immerhin hatte die Wahl dieses Frachters den Effekt, dass Steffen und ich etwa gleich schnell unterwegs waren.
Wir sind bei ca. 30cm Hochwasser auf brauner Brühe gegen 9:00 Uhr losgefahren (nachdem gestern noch ein satter Meter Hochwasser die ganzen Flussufer glatt gespühlt und auf jeder horizontalen Fläche massig Schlamm abgelagert hat) und nach fast drei Stunden beim Kanu-Witt in Oferdingen angekommen. Ich habe die gleiche Strecke schon in etwas über zwei Stunden bei flotter fließendem Wasser und - vor allem - mit einem schnelleren Boot bewältigt.
Wir hatten drei Wehre zu umtragen (dieser Royalex-Prospector ist auch noch so richtig schwer!) aber der Boden war noch gefroren, so dass sich die Boote auf dem Gras gut ziehen ließen.
Die baulich-ästhetischen Merkmale dieser drei Wehre unterscheiden sich doch erheblich. Das erste ist das "untere Wehr" in Tübingen, das vom Erscheinungsbild her noch einen recht ansprechenden Charakter hat.
Das zweite ist das Wehr unterhalb der Übungsstrecke der Tübinger Ruderer - das wirkt noch am hübschesten mit einem spitzen dachziegelbe- legten Giebeldach über einem holzverschalten Technikhaus, daneben steht ein alter Wellblechschuppen, der bei mir massive Kindheitserinnerungen weckt (auf so einem bin ich im Kindergartenalter immer rumgeklettert und -gelegen und habe den Himmel angestarrt).
Das dritte Wehr oberhalb von Altenburg erinnert stark an einen Bunker aus dem zweiten Weltkrieg und stammt sehr wahrscheinlich auch aus der Epoche. Es ist eine Beleidigung fürs Auge und schreit nach dem Einsatz explosiver Mittel weit geringeren Alters.
Zwischenzeitlich wurden wir noch von einer älteren Dame angepöbelt, die die Schwäne fütterte und uns klarmachen wollte, dass wie da nicht paddeln dürften und sofort "umkehren" sollten. Sie wollte die Polizei rufen, was ich sehr begrüßte damit das dann mal geklärt werden könnte. Die Polizei kam nicht, eine Klärung steht aus, wir ließen uns nicht aufhalten aber ich gehe mal davon aus, dass man diesen Wasserweg noch in voller Länge befahren kann auch wenn die Waservögel dadurch alle vier bis sechs Monate einmal aufgeschreckt werden.
Kurz vor 12:00 Uhr wurden wir dann beim Kanu-Witt abgeholt und ich gelobte feierlich diesen Prospector so schnell nicht wieder zu bemühen. Da nehme ich doch lieber ein ausgewachsenes Wildwasserboot, mit dem ich wenigstes gut ins Kehrwasser komme und ungefähr gleich viel Ackern muss um Strecke zu machen.
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