Sonntag, 1. Juni 2008

290. Murnersee

Tatsächlich kam ich gleich früh am Morgen weg und kam - nach knapp vier Stunden Fahrt kurz vor 10 beim Canadierfest am Murnersee an. Gerade als ich kam fuhren einige los zum Flusspaddeln, andere ließen sich von Jörg Wagner auf dem Wasser und von Armin Burzlaur (theoretisch) unterm schattigen Tarp ins Canadierfahren und seine vielfältigen Varianten einweisen - wir begrüßten uns zwischen dem Kursgeschehen. Wolfgang Hölblings Swift-Boote lagen am Ufer und Jörgs Bell-Canadier.
Auf der Wiese lagen bereits zwei Prospectoren und ich legte - wie im Forum vereinbart - meinen gleich dazu, damit ich die Kofferraumklappe des Autos auch aufbekam um die Zeltutensilien rauszerren zu können. Florian legte flugs noch den Esquif-Prospector dazu, so dass ein kleine Auswahl beeinander lag. Leider schien sich über die Zeit niemand so richtig Mühe damit zu machen diese unterschiedlichen Modelle mal eingehender zu vergleichen und den gräuslig kastenförmige Nova-Craft Prospector (von dem mehrere Exemplare da waren) sah ich auch nicht direkt neben den anderen. Jörgs Original Chestnut Wood-Canvas Prospector fand leider nicht den Weg vom Strand auf die Wiese - als ich ihn am Nachmittag mal paddeln durfte war ich doch sehr beeindruckt von seinen Gleiteigenschaften.
Was meinen Prospector angeht musste ich doch feststellen, dass ihm das auffälligste aller Prospector-Charakteristika, die hochgezogenen, leicht nach innen gebogenen Steven fehlen. - Die haben alle anderen. Den Rundboden, den er hat, haben allenfalls die Bell- und das Esquif-Modell. Der Chestnut hat einen noch ausgeprägteren will mir scheinen.

Vor, während und nach Aufbau des Zeltes traf ich dann doch allerhand alte und neue Bekannte: Paul, der im Forum als Nabaadier firmiert, Elke (von Armin), Florian, Fussi, von dem ich die Vereins WW-Canadier gekauft habe, Christian Löhnert, Fred und Carolin, Dirk und Petra,...

Zum Mittagessen ging ich in das schicke Zeltplatz-Restaurant wo schon Karl-Michael und Sylvia beim Essen auf der Terrasse saßen. Ich drängte ihnen meine Gesellschaft auf und als Wolfgang Hölbling auch kam, luden wir ihn zu uns an den Tisch. Wir unterhielten uns - lange noch nachdem Karl-Michael und Sylvia wieder aufgebrochen waren - über den Canadierhandel und das riskante Importgeschäft. Wolfgang hat sich da voller Mut und Leidenschaft in eine Unternehmung hineingewagt, die für ihn hoffentlich erfolgreich verläuft. Mehr Einsatz, als er gegenwärtig in den Aufbau seines Canadier-Handels investiert, kann man wohl nicht leisten. Er ist auf jedem Treffen präsent. Ich wünsche ihm Alles Gute schon weil die Boote, die er importiert, wirklich exquisit sind. Gleich nach dem Essen habe ich dann einen umfangreichen Bootstest angegangen: Der kurze kleine Swift Osprey erwies sich dabei als Favorit auf dem ruhigen See. Ich probierte - noch einmal, wie in Wertheim -, den Raven, der unter diesen Bedingungen doch eher zweite Wahl bliebe - er ist das ideale Boot für die Flussreise mit viel Gepäck und nur gelegentlichen Flachwasserstücken.
Später wagte ich mich noch in Florians Wildwasserboote: den Esquif Taureau und den Zoom (den ich ja mal als Ziel meiner Wildwasser-Träume angesehen habe). Der Taureau ist ein lustiges kleines Boot (auf dem Bild sitzt Elke davor) - irgendwie erinnert es an ein Boxauto (und fährt sich auf ein wenig so). Der Zoom ist vom Charakter ähnlich wie mein Phantom, Kurz, giftig, agil.

Zwischenzeitlich kam es zu vielen netten Gesprächen mit zahlreichen alten und neuen Bekannten. Unter anderem ließ sich der Organisator, Hans Lengdobler, blicken, dessen Frau leider krank war, so dass er diesmal nur sporadisch dabei sein konnte. Auf diese Weise ging der Nachmittag schnell in den Abend über.

Ich saß nach dem Abendessen noch eine Weile bei Paul am Zelt bis wir alle allmählich zu Florian hinüberdrifteten, der für den Abend einen Film übers Wildwassern in Costa Rica angekündigt hatte. In der Dämmerung, als die Mücken kamen kam auch der Film. Florian hatte seine komplette Ausrüstung dabei, und Martina rüstete uns mit Mückenspiralen aus (Irma neben mir hielt ihre so, dass ich stets gut eingeräuchert war), so dass die Filmvorführung im Freiluftkino zum erfreulichen und Begehrlichkeiten weckenden Erlebnis wurde. Costa Rica ist offenbar wahrhaftig ein Traumziel - auch wenn meine Wildwasserkompetenzen dafür noch erheblich gesteigert werden müssen (Elke habe ich schon angedroht, dass ich mich diesbezüglich nächstens bei ihr und Armin wieder melden werde).

Recht bald nach dem Film (und anschließenden zahlreichen Bildern von der Bregenzer Ach, auf deren unteren harmloseren Abschnitt ich einen Tag nach dem Rudel auf den Bildern gepaddelt bin) übermannte mich die Müdigkeit (ich war ja wirklich früh gestartet) und ich kroch in meinen Schlafsack. Eigentlich schade, denn Jörg erzählte anderntags, dass viele noch bis spät in die Nacht am Lagerfeuer saßen.







Am anderen Morgen nach dem Frühstück ging der Kursbetrieb wieder los (links Jörg mit Bootshund Bella, rechts Armin) und erste Zelte wurden zusammengerafft. Ich machte mich auch Reisefertig als das Zelt trocken war. Nach einer Verabschiedungsrunde (bei der mir doch der eine oder die andere entging) machte ich mich auf den langen Heimweg.

Es war ein entspanntes Canadierfest wie wir am Ende übereinstimmend feststellten. Fast ein wenig zu entspannt für meine Bedürfnisse. Etwas mehr Zeitstruktur wäre mir lieb gewesen weil ich als Zuspätkommer wenig Orientierung über das Geschehen hatte und nicht mehr in die verabredeten Aktivitäten einscheren konnte. Ich hatte den Eindruck, dass das einigen anderen ähnlich ging. - Wenn man dieses Individualistenrudel nicht gut kennt und ganz von außen hinzustößt ist es sicher äußerst schwierig sich ohne vorgegebene Struktur zurechtzufinden. Wohl dem, der sich gleich von Anfang an in einen Kurs einbucht.
Die Idee, eine kleine Einweisung ins Staken zu geben ließ sich auch nicht umsetzen - der See war zu tief und die Flussgruppe war schon im Aufbruch als ich kam. Den einzigen Interessenten fürs Staken lernte ich beim Packen für die Abfahrt kennen. Wahrscheinlich hätte ich irgendwie die Werbetrommel rühren müssen (dazu mangelt es mir wohl am missionarischen Eifer) - ein vermittelnder Organisator wäre aber ebenso hilfreich gewesen.

Eine Auswahl meiner Bilder findet sich in diesem Webalbum.

Nachtrag: Hans Lengdobler hat hier Bilder eingestellt. Sehr zur Freude meines Jüngsten, Ole, der für den Namen verantwortlich ist, wird unser Familiencanadier mit einer großen Detailaufnahme des Namensschriftzugs gewürdigt.

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