Dienstag, 7. Oktober 2008

375. Heinz und die Reuss 2

Zweiter Tag

Nach einer lausig kalten Nacht frühstückten Dennis und ich am anderen Morgen neben meinem bullernden Ofen ausgiebig um eine bessere Grundlage für den Tag zu schaffen. Heute sollte der Abschnitt zwischen Bremgarten und Zeltplatz beackert werden. Wir machten auf der Fahrt einen Zwischenstopp und kauften noch (in unseren Neo-Anzügen aber ohne Taucherflossen) im Bremgartener Migros ein, fuhren anschließend zum „Waffenplatz“ und ließen unsere Boote zu Wasser. Heinz hatte vorher schon seine Playmobil-Boote mit Bill (Mason) und Chingachgook ausgepackt und machte auf dem Ufersand die Manöver vor, die wir nachher auf dem Fluss nachmachen sollten. Seilfähre noch mal und die Jetfähre mit Heckhebel und Heckziehschlag – ein irgendwie kniffliges Unterfangen in meinem kurzen Böötchen wie sich nun auf dem Wasser herausstellte. Der Phantom manövriert sich so flott, dass ein Linie-halten für Leute mit meinem Kompetenzprofil zur Unmöglichkeit wird. Ich werde das üben, auch wenn Heinz zwischenzeitlich die – wie ich finde – eher blöde Idee hatte, dass ich mit einem anderen Boot besser beraten wäre. Da mag er nicht völlig Unrecht haben denn das kleine Boot macht irre viele Korrekturen erforderlich aber meine Bootskasse ist leer und ich hänge ein klein wenig an der kleinen gelben Badewanne.




Ab und an kam es zu der einen oder anderen Kenterung und Heinz gelang es stets in Rekordzeit die gekenterten Boote mittel Boot-über-Boot-Bergung wieder flott zu kriegen und den oder die Paddler noch vom Fluss aus wieder ins Boot zu bekommen. Beim ersten Mal kam mir das noch wie eine eher zufällig gelungene Übung vor, später nahm ich das sich mehrfach wiederholende Manöver schon als Selbstverständlichkeit wahr.
Selbst kam ich nicht in die Verlegenheit zu kentern, war aber das eine oder andere Mal nahe dran. Zum Beispiel als wir an einer richtig flott strömenden und welligen Stelle S-Turns übten. Immer wenn mir dieses Geschaukel zu wild wird wackele ich mich wieder gerade statt beherzt mit dem Paddel ins Wasser zu greifen und mich mit einem statischen Paddelschlag zu stabilisieren. Daran muss ich wahrhaftig noch einige Zeit lang arbeiten und werde wohl noch das eine oder andere Mal Heinz’ oder auch Armins Hilfe in Anspruch nehmen.
Im Verlauf des Nachmittags tat mir allmählich mein Arm kurz oberhalb des Handgelenks weh - ich schob es auf den engen Ärmel der Paddeljacke und löste selbigen ein wenig - erstmalig bekam ich auch einen Krampf im linken Oberarm. Ich schwächelte offenbar ein wenig ab.
Nach mehreren Stunden auf den paar Flusskilometern und manchem auch heftigeren Regenschauer kamen wir zurück zum Zeltplatz, holten Heinz’ Auto mit den Einkäufen, duschten und machten uns mit Heinz’ Equipment ans Kochen – präziser: Heinz kochte und wir beschränkten uns auf Hilfsdienste. Dann aßen wir ein vortreffliches Mahl aus Kalbsgeschnetzeltem in Sahnesoße mit Pilzen und Spätzle gemeinsam in Joachims und Ruths großem Zelt während sich die immer kältere Nacht und Nebel über das Tal senkten.
Zwischenzeitlich war der Spark-Arrester im Kaminrohr so verstopft, dass das Zelt zur Räucherkammer wurde weshalb ich den Ofen ausgehen ließ und Zelttür und Hutze öffnete damit der Rauch abziehen konnte. Später stellte ich fest, dass meine Mülltüte im Zelt durchstöbert worden war – ich habe ein spezielles Verhältnis zu Schweizer Füchsen. Ich ramschte den Müll wieder zusammen und nahm noch vor dem Schlafengehen mit Claudias und Heinz’ Hilfe das Rohr herunter um das Sieb frei zu klopfen.

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