Auf Jim Poling Sr.'s Buch "The Canoe. An Illustrated History" aus dem Jahr 2001 bin ich schon häufiger gestossen: Rolf Kraiker verweist immer mal wieder darauf (von ihm stammt das Titelbild und zahlreiche andere Aufnahmen im Buch) und jedesmal wenn ich nach "Poling" in Verbindung mit "Canoe" im Internet suche taucht irgendwann und -wo dieser Buchtitel auf.
Ich habe lange Zeit kein erschwingliches Exemplar gefunden aber jetzt scheinen die ersten günstigen gebrauchten auf den Markt zu kommen. Kurz vor dem Urlaub kam meins für sensationelle 3$ aus Neuseeland (gedruckt wurde es übrigens in Spanien, was mich etwas nachdenklich über Sinn und Unsinn unserer modernen internationalen Warenströme stimmt).
Beim ersten Durchblättern und Bilderanschauen (ja, ich bekenne, dass ich diesen Lesestil pflege und erwerbe deshalb gerne "illustrierte" Literatur) war ich zunächst etwas enttäuscht: lauter alte Stiche, Wasserfarbzeichnungen und "große Pinselkunst", allerhand Einbäume und Skinboats - ein wenig geschichtslastig diese "Illustrated History" (wieso nur habe ich anderes erwartet?). Aber dann, beim Lesen stellt sich heraus, dass Jim Poling in der Lage ist, die Geschichte des Canadiers unterhaltsam und anschaulich auszubreiten.
Erst im letzten Drittel des Buches beschäftigt sich der Autor mit der kulturbildenden Wirkung des Canadiers (nachdem es erfreulich lange ganz pragmatisch um die Bedeutung dieser Bootsgattung für die Erschließung des nordamerikanischen Kontinents ging). Jetzt wird das Buch für meinen Geschmack eigentlich ein wenig zu kataloghaft: Poling spricht viele Aspekte an ohne ihnen ähnlich detailliert wie im historischen Teil auf den Grund zu gehen. Aber er verweist auf allerlei Literaturquellen über die diesbezüglich mehr in Erfahrung gebracht werden kann. Insofern gibt auch dieser Abschnitt einen guten Überblick.
"The Canoe. An Illustrated History" ist ein "oberflächliches" Buch - scheint mir - aber das im richtigen Maß. Hätte Poling versucht detaillierter und hintergründiger zu werden wäre das Buch ausgeufert und er hätte aus bereits vorliegenden Büchern viel "abschreiben" müssen. So fasst er wichtige Aspekte gut zusammen, eröffnet Horizonte, hinter die man mittels der angegebenen Quellen blicken kann - wenn man will. Wenn nicht hat man über die Lektüre dieses Buchs schon alles Wichtige erfahren und damit verschafft sich das nur vermeintlich "überflüssige" Buch wieder seine Daseinsberechtigung.
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