Am anderen Morgen wachte ich allein in meinem eigenen reifbedeckten Zelt auf, zauderte noch ein Weilchen aus dem warmen Schlafsack hinaus in die Kälte zu wechseln, überwand mich dann aber und machte den Zeltofen an. Nach wenigen Minuten war es angenehm warm und ich konnte zur Zubereitung eines schottischen Frühstücks (Bacon und Rührei) übergehen. Rolf hatte mir beim gestrigen Einkauf ein kleines Brot mitgebracht. Damit bereitete ich dann gleich ein Mittagsvesper vor denn heute sollte es auf die Bärnlochstrecke gehen.
Wir hatten keine Hast, ich knüpfte zunächst auch noch das Tarp für den Fall, dass schlechtes Wetter kommen sollte, auf und gegen Halbelf machten wir uns schließlich auf den viertelstündigen Weg nach Teisnach wo wir uns umzogen und die trockene Kleidung in einem der drei Autos zurück ließen. Danach fuhren wir ca. 20 Minuten nach Oleumhütte zur Einsatzstelle.
Die Bärnlochstrecke hat den unschätzbaren Vorteil, dass sie sich ganz allmählich über ca. 16km von reinem Flachwasser zu immer spritzigerem Wildwasser steigert. Am Ende befindet sich das eigentliche Bärnloch: zwei Kilometer genussreiches leichtes Wildwasser 1-2 in wunderbarer zivilisationsfreier Waldlandschaft. Aber zunächst galt es den Flachwasserabschnitt zu überwinden, was den Kindern leicht mal langweilig werden kann. Anton saß wieder zwischen Rolf und mir – diesmal hatten wir den Lufsack im Boot nach vorne geknüpft, wo er das Tragejoch behindert aber Antons Gewicht (halbes Expeditionsgewicht oder – für Freizeitpaddler – zweieinhalb Kästen Bier) besser in die hintere Mitte des Bootes verlagerte. Durch den immer wilder werdenden Wald vorbei an Wiesen und wenigen bayerischen Höfen schlängelt sich der Fluss zunehmend flotter abwärts. Einzelne Felsen im Wasser laden zu ersten gemütlichen Kehrwassermanövern ein, hier und da ist ein kleiner Schwall. Kurz vor der offiziellen Pausenstelle (Auerkiel) befindet sich eine erste nette Schnelle mit einigen knackigeren Kehrwassern und einer Welle, in der wir uns mit dem langen Boot ein Weilchen vergnügten ohne wirklich surfen zu können.
Dann machten wir an einer Felswand kurz Rast. Wir waren uns nicht bewusst wie nah Auerkiel war. Dort kamen wir dann nach kurzer Zeit vorbei, lasen respektvoll das Schild, das kundtat, dass hier die letzte Möglichkeit eines Ausstiegs vor dem Bärnloch sei und paddelten weiter über flotter werdendes Wasser über einen ersten Wildwasserabschnitt, der einen kleinen Vorgeschmack aufs Bärnloch gibt.
Der Fluss wird zunehmend schmaler, der Waldhang tritt dicht heran und die von eifrigen Bibern gefällten Bäume liegen auch mal quer im Wasser.
Nach ca. anderthalb Kilometern kommt dann das eigentliche Bärnloch, in dem es zahlreiche Kehrwasser gibt, die wir aber allsamt mit dem langen Tandemboot und unserer teuren Fracht nicht richtig ansteuern mochten. Das Wasser war lausig kalt und eine Kenterung mit Anton wollten wir auf jeden Fall vermeiden. Deshalb machten wir erst an der Notausstiegstelle nach der guten ersten Hälfte der Wildwasserstrecke wieder Halt.
Dort hielten wir uns ein Weilchen auf, machten eine kleine Schneeballschlacht mit verharrschten Schneeresten, die an einer schattigen Stelle vor sich hin tauten, gingen die zurückliegende Strecke und die versäumten Kehrwasser durch und nahmen etwas zu uns. Das flotte Wildwasser und das gute Wetter sorgten für beste Stimmung.
Die nachfolgende Wildwasserstrecke tat dieser Stimmung keinen Abbruch und auch das Flachwasser vor dem Wehr in Teisnach konnte uns die Laune nicht verderben. Die Umtragestrecke am Wehr jedoch umso mehr. Fortwährend blockiert ein Schuttberg den Weg (unser Bootswagen kam gerade einmal durch), der Weg ist ungepflegt und erscheint fast mutwillig rau gehalten und die Einsatzstelle am Ende der 600 Meter ist eine Zumutung. Warum sind mit Wasserrechten nicht auch Plichten für die Gangbarmachung für traditionelle Fortbewegungmittel auf diesen Flüssen verbunden?
Nach dem Wiedereinsetzen waren gerade einmal noch ca. 500 Meter bis zur Aussatzstelle zu bewältigen. Wir zogen uns um, holten die Autos aus Oleumhütte, gingen noch einmal im benachbarten Supermarkt einkaufen und führen zurück zum Zeltplatz wo es diesen Abend Folienkartoffeln mit Quark, Sahnehering, gebratenen Speckwürfeln und erneut einem Salat von Rolf gab.
Rechtzeitig zum Essen trafen Doris und Thomas ein, die erst nach der Arbeit am Freitag weg konnten und wir beschlossen morgen erneut das Bärnloch zu bepaddeln. Diesmal in Solobooten weil Rolf sich bereit erklärt hatte mit beiden Kindern einen Ausflug zu machen.
Wir gingen wieder früh ins Bett (nachdem uns ein paar Enten noch einen abendlichen Besuch abgestattet hatten). Doris fand in meinem geräumigen Zelt Aufnahme und Thomas, der für sich noch im letzten Tageslicht sein kleines Nylonzelt verschämt in einem Winkel aufgebaut hatte, kroch in die Minimalistenhütte.
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