Samstag, 5. September 2009

Hängemattennacht

Anders als vor zwei Jahren konnte ich dieses Jahr nicht das große Zelt in den Urlaub mitnehmen. Wir fuhren zu fünft weil die Freundin meines Ältesten mitkam, für Zusatzgepäck blieb kein Platz, eine Zwischenübernachtung vor Ankunft beim Ferienhaus war nicht eingeplant.

Damit ich dennoch ein wenig meinem Spleen auf dem weitläufigen Gelände unseres Ferienhäuschens nachgehen konnte nahm ich die für Reisen mit begrenztem Gepäck erworbene Hennesy Hamock und den winzig kleinen alten Daunenschlafsack, den mir Uwe überlassen hat, mit.

Nachdem ich die Hängematte im April von Wolfgang erworben hatte habe ich ja gerade einmal eine Nacht darin (unter Laborbedingungen) verbracht und war angenehm überrascht vom Schlafkomfort. Anschließend kam es zu keiner weiteren Übernachtung in der Matte, da die mit Rolf geplante Zweitagstour immer wieder an Terminproblemen gescheitert ist.

Jetzt also habe ich die Matte hier zwischen den Kiefern, die das Gelände säumen, aufgehängt und mich in den ersten Tagen nachmittags das eine oder andere Mal auf ein Nickerchen darin zurückgezogen. Dabei konnte ich feststellen, dass es wichtig ist, die Befestigungsriemen an den Bäumen in solch einer Höhe anzubringen, dass das Fußende geringfügig niedriger hängt als das Kopfteil. Solcherart justiert habe ich nun schließlich auch eine etwas windige, teils regnerische Nacht in der Hängematte mitten in der Wildniss unserer zugewucherten dänischen Ferienhausgrundstücks verbracht.

Um es gleich zuzugeben: Richtig viel geschlafen habe ich in dieser Nacht nicht. Dafür habe ich "oft" geschlafen. Das liegt aber weniger an der Hängematte, in der man wirklich hoch komfortabel - auch in Seitenlage - liegt, als an meiner blühenden Phantasie bezüglich der vielfältigen möglichen Verursacher der zahlreichen rätselhaften Geräusche in der rauen dänischen Natur, einer gewissen Blasenschwäche, die mich mehrfach nächtens aufstehen ließ und dem viel zu warmen Schlafsack, dessen Isolierwirkung auf Gefrierpunktzelten ausgelegt ist.

Das nächtliche Aufstehen konnte ich mir etwas erleichtern indem ich auf dem Grund unter der Hängematte einen Türvorleger aus dem Ferienhaus ausgelegt habe. So musste ich nicht barfuss auf den Waldboden treten und konnte vermeiden allerlei an den Fußsohlen haftende Nadeln oder anderen Kleinkram mit in die Schuhe oder anschließend wieder in den Schlafsack zu nehmen. Aber der Wärme und meiner Phantasie entkam ich nicht. Man ist in diesem kleinen Kokon trotz der großen Fliegengitterflächen doch recht isoliert und bekommt - außer Wind und Geräuschen (die aber intensivst) - wenig von der nahen Außenwelt mit.

Allerlei kleine Tiere huschen raschelnd durch die Nacht, gefährlich getigerte Nacktschnecken gleiten Schleimspuren hinterlassend durchs Baumgeäst, es gibt Kreuzottern in Dänemark derer mir schon mehrfach welche (in den Dünen) begegnet sind. Gelegentlich kreischt das Opfer eine nächtlichen Jägers laut auf bevor es in den Kreislauf der erbarmungslosen Nahrungskette eingegliedert wird. Ob der Jäger ein Wiesel, eine Katze, ein Fuchs ist? Die gefährlich schräg aneinander gelehnten teils abgestorbenen Kiefern knarzen und knacken immer wieder laut wenn der Wind sie gegeneinander schiebt, eine Tür in der benachbarten Ferienhausruine quitscht vom Wind hin und her bewegt. Überhaupt, die Ruine. Sie steht mit ihrem teils eingestürzten Dach gerade mal 10/15 Meter entfernt hinter den Bäumen... meine Phantasie geht schon wieder mit mir durch.

Wenn wir dann tatsächlich mal auf einer Paddeltour in Solobooten eine Hängemattenübernachtung am Flussrand machen werden die Bedingungen nicht unbedingt günstiger sein aber anders. Ich freue mich schon darauf.

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