"Große Schwestern sind die Disteln auf der Lebenswiese" lautet eines meiner Lieblings- zitate. Linus sagt das an einer Stelle in Charles M. Schulz' "Peanuts" über seine große Schwester Lucie. Aus seiner Perspektive muss man Linus häufig Recht geben.
Pelle, ein anderer "kleiner Bruder" aus der Weltliteratur, ist mit einer großen Schwester gesegnet, der durchgängig positive Eigen- schaften zugeschrieben werden. Ihr Name ist "Malin". So heißt auch das Boot, das ich heute gekauft und einem ersten Test unterzogen habe.
Es war vor einigen Tagen im Canadierforum zu einem außerordentlich günstigen Preis ausgeschrieben und ich habe nicht lange gezögert es bedingungslos zu kaufen. Es handelt sich um ein Dagger-Modell "Sojourn", das laut Seriennnummer aus dem Jahr 1999 stammt. Vom Vorbesitzer erfuhr ich, dass er dieses Boot direkt aus den USA geholt hat. Es müssen den Gebraucht- angeboten zufolge mehr Sojourn nach Deutschland importiert worden sein.
Der Vorbesitzer hat sich von dem Boot getrennt weil er Knieprobleme hatte, die ihn zwangen aufs Kajakpaddeln umzusteigen, erzählte er mir, als wir uns am Morgen trafen. Ich war bemüht ihm den Abschied vom Sojourn so kurz und schmerzlos wie möglich zu gestalten und begab mich zügig auf den Rückweg. Noch am Mittag zurück in Tübingen verabredete ich mich mit Matthias, den ich dann frühnachmittags am Bootshaus traf.
Er stakte, ich paddelte (der Sojourn scheint mir vorläufig ungeeignet für Poling) in der sengenden Hitze hinauf zur rauen Rampe, wo wir beide in der Strömung allerhand ausprobierten. Obwohl wir mit unseren jeweiligen Booten und Kompetenzen ganz zufrieden waren hatten wir schon nach recht kurzer Zeit genug weil es wahrhaftig zu warm für körperliche Anstrengungen war. Wir paddelten zurück zum Bootshaus, verabschiedeten uns und ich zurrte das neue Boot aufs Auto.
Ich hatte erst einen Gurt befestigt als Klemens vorbei kam. Also drängte ich ihm gleich eine Probefahrt auf, lud das Boot wieder ab und sah im beim Ausprobieren vom schattigen Steg aus zu. Er paddelte mal stark aufgekantet, mal gerade.
In beiden Positionen entwickelt das Boot ordentlich Geschwindigkeit. Es schiebt natürlich etwas mehr Wasser vor sich her als z.B. mein MadRiver Independence mit seinem messerscharfen Bug, und die Gleitphase (ohne Paddeleinsatz) ist auch spürbar kürzer.
Deshalb gilt der Dagger Sojourn ja auch als geeignetes Boot für sit'n'switch. Das habe ich heute aber nur kurz mit dem Bentshaft-Paddel ausprobiert. In den Kritiken im Internet wird auch bemängelt, dass er Oilcanning aufwiese. Das kann ich von diesem Modell nicht sagen. Der Rumpf ist erkennbar verstärkt und recht steif für ein Royalex-Boot. Leicht ist das Boot dennoch. Das Gewicht wird mit 21 Kilogramm angegeben.
Ich will nun noch Tragepolster unter den Sülrand kleben und den viel zu hoch angebrachten Sitz absenken. Deshalb habe ich das Boot zunächst mit nach Hause genommen. Vermutlich bleibt es da auch die meiste Zeit weil im Bootshaus der Paddelfreunde kein Platz mehr für einen weiteren Canadier ist.
Meine ursprüngliche Idee, das Boot als Vereinsboot einzusetzen werde ich wohl noch überdenken. Jedenfalls habe ich dazu noch jede Menge Zeit. Auf der Bootswunschliste der Paddelfreunde steht gegenwärtig kein Canadier und der Bootsetat ist auch für dieses Jahr schon ausgeschöpft, so dass das Boot auf alle Fälle zunächst in meinem Besitz bleibt. Ob ich mich - wenn der Klub wieder liquide ist - von dem Boot noch trennen will muss sich zeigen. Es besteht durchaus das Risiko, dass ich mehr Gefallen daran finde, als erwartet.
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