Am Wochenende waren wir mit einer großen Gruppe am Vorderrhein. Samstag sollte die Strecke ab Compadials gepaddelt werden und am Sonntag die „übliche“ Strecke von Illanz bis Reichenau. Wie so oft in letzter Zeit sollte sich dieser Ablauf für mich nicht ganz realisieren lassen. Aber auch sonst war das Wochenende von allerlei plötzlichen Planänderungen geprägt, die älteren Leuten wie mir, die nicht mehr so hurtig umdisponieren können, einige Schwierigkeiten bereiten.
Aber von Anfang an:
René holte mich Freitagnachmittag im Büro ab. Wir hatten schon am Vorabend die drei Boote aufs Auto geladen und das dergestalt beladene Auto machte sich ausgesprochen gut auf unserem Behördenparkplatz. Da blieben wir aber nicht länger als nötig.
Unterwegs Richtung Süden gabelten wir noch Christian als Dritten im Bunde auf und fuhren bei bestem Wetter nach Reichenau, wo wir uns gleich erstmal die Aussatzstelle ansahen, an der man aus zwei ausgedienten Kajaks einen interessanten Tisch gebaut hat.
Wir kamen als letzte in Carrera an, wo wir auf dem gewohnten einfach aber gut ausgestatteten Campingplatz campierten und ich baute uns drei schnell das Zelt auf während die anderen sich schon mal ums Essen kümmerten. Später saßen wir dann ums Feuer und Paddelanekdoten machten die Runde.
Am anderen Morgen beim Frühstück wurden unterschiedliche Methoden der Kaffeezubereitung erprobt, Mac testete den Hobokocher (und war wenig begeistert von den Rußablagerungen am Topfboden) und erst relativ spät ging es dann in allen Autos hinauf nach Compadials (nachdem ein erster Plan zur Zurücklassung eines Rückholautos verworfen worden war). Dort luden wir ab, und unterschiedliche Pläne zur Umsetzung der Autos kusierten.
Die Variante, die schließlich gewählt wurde, wollte sich nach diesem Planungsmarathon nicht mehr jedem leicht einprägen. Vielleicht hing es damit zusammen, dass eine Schwimmweste im falschen Auto blieb, was René - den Ritter - veranlasste, seine Weste zu verleihen und die Fahrt auszulassen.
Ich war also mal wieder der einziger Stechpaddler, der an dieser Fahrt teilnehmen sollte. Immerhin trug ich meinen neuen Helm, der eher der am Samstag vorherrschenden Witterung als den Anforderungen des Wildwassers im Allgemeinen angepasst ist.
Wir fuhren in zwei Gruppen und ich befand mich in der ersten, die relativ flott voran machte. Der Fluss gab das auch vor. Ich hatte diesen Abschnitt nicht so heftig in Erinnerung. Offenbar hatten wir auch einen etwas höheren Pegel und ich empfand unsere Fahrt gelegentlich als etwas „atemlos“.
An einer Stelle kenterte ich nachdem ich frontal auf einen Felsen aufgefahren war – ich hatte das nicht ganz unabsichtlich gemacht weil ich seitlich abgleiten, einen „Rock-slide“ absolvieren wollte.
Anfangs gelang der sogar aber beim Abgleiten fiel meine flache Paddelstütze exakt in die Scherlinie zum Kehrwasser und das Paddel tauchte ab. Ich auch. Ich schwamm ein Stück durch das etwas verblockte Unterwasser, rette mich und das Boot ins Kehrwasser und stieg wieder ein.
An einer Stelle wählten Michael, Andreas und ich den rechten Stromzug als sich der Fluss gleichmäßig teilte. Dieser Stromzug führte um die Außenkurve und hatte etwas weniger Wasser als die kürzere Innenkurve. Das wurde uns aber erst sehr am Ende klar, wo wir eine ziemlich verblockte Schwelle umtrugen, die uns etwas steckgefährlich erschien.
Gleich dahinter machten wir eine kleine Mittagspause an deren Ende die zweite Gruppe eintraf. Diese fuhr – einer nach dem anderen – die verblockte Stelle hinab und kam gut zurecht damit. Vielleicht waren wir zu zaghaft - oder hatten die einfach nur Glück?
Weiter ging es auf etwas ruhigeren Passagen bis zur Autobrücke, unter der sich die erste etwas enger verblockte Stelle befindet. Dort wartete René schon auf uns, der anbot jeden, der hier aussteigen wollte, schon mal mit zu nehmen. Wir schlugen das Angebot aus und paddelten weiter.
Der nun folgende Abschnitt erinnerte mich an die Übungsstelle auf der Donau, die wir früher häufiger besucht haben. Mit dem Unterschied, dass dieser Abschnitt erheblich länger ist und die Hindernisse etwas lockerer gestreut sind. Und dennoch muss man sich konzentrieren und kann richtig viel Spaß haben.
Schließlich – kurz vor dem Stausee – kam die steile Blockpassage, deren Schwierigkeit vielfach hervor gehoben wird. Dermaßen eingeschüchtert näherten wir ihr uns. Die Könner fuhren vor, wir etwas zaghafteren hangelten uns langsam hinunter.
Irgendwann ertönten wiederholt Pfiffe von unten. Ich interpretierte sie als Warnsignal und blieb erstmal im Kehrwasser und suchte mir von dort aus eine fahrbare Route aus. Als die Pfiffe dauerhaft wiederholt wurden und doch nichts geschah orientierte ich mich am Rest meiner Gruppe, die sich in Flussmitte auf einer Kiesbank vor einem steilen Abfall befanden. Ich gab also meine geplante Route auf und paddelte so hurtig wie möglich zu dieser für mich etwas ungünstigen Stelle. Dort stieg ich hastig aus meinem Boot und versuchte das Boot hinter mir auf die Bank zu ziehen. Es befand sich aber schon zu weit im ablaufenden Wasser, wurde von der Strömung erfasst und ein Süllrand geriet unter Wasser. Den Wasserdruck konnte ich nicht festhalten und ließ das Boot los. Es dümpelte dann kieloben bergab.
Mir blieb nichts anderes übrig als mich flussaufwärts zu arbeiten um das Ufer zu erreichen und die Reststrecke zu Fuß zu bewältigen. Die anderen umtrugen einen kniffligen Absatz und bewältigten die folgenden im Boot. Die schon unten angekommenen retteten mein Boot, dem nichts passiert war.
Dann stiegen wir am Stausee aus, besichtigten den ziemlich trockenen weiteren Verlauf des Flusses und warteten auf die zweite Gruppe, die über Autoschlüssel verfügte und sich richtig viel Zeit gelassen hatte. Vielleicht hätten wir das ja auch tun sollen.
Da wir am Abend noch grillen wollten nahm Bettina eine Sammelbestellung auf und fuhr schon mal einkaufen. Ich nahm erste Schmerzen im linken Knie wahr, das ich mir wohl beim Schwimmen angeschlagen hatte, was ich aber im kalten Wasser (und später im Boot im Bilgenwasser kniend) nicht gemerkt habe.
Irgendwann trafen die anderen ein, wir zogen uns um, beluden die Autos, holten das Auto vom Einstieg und fuhren zurück zum Campingplatz. Dort wurde dann geduscht und das Abendessen vorbereitet.
Im Verlauf des Abends nahmen die Schmerzen im Knie zu und ich beschloss am anderen Tag nicht zu paddeln sondern Shuttlebunny zu spielen. Von Gesine bekam ich Arnika-Globuli und in Verbindung mit Voltaren (aber auch nächtlichem Schüttelfrost – der möglicherweise auch mit zu viel Sonne zu tun haben kann) brachten diese Mittelchen das Knie über Nacht wieder einigermaßen in Schuss. Ich war nach der Nacht ziemlich gerädert und blieb am anderen Morgen bei meiner Entscheidung. Dadurch hatte ich etwas mehr Zeit fürs Zeltabbauen, das ich dann auch trocken in den Transportsack brachte.
Die anderen hatten sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine fuhr nun in Abänderung des Ursprungsplans an den Glenner , die andere zur Einsatzstelle an der Glennermündung. Von dort waren die Autofahrer dann nach Reichenau gefahren um mit dem Zug wieder zurück zu kommen. Mich gabelten Klemens und Anita auf, die nur an Sonntag paddelten und zusammen fuhren wir zur Glennermündung. Von dort paddelte die Meute los und ich hielt das Geschehen fotografisch fest.
Danach fuhr ich mit Klemens' Auto nach Versam, wo René wartete, der nur den unteren Abschnitt paddeln wollte. Wir plauderten ein Weilchen, dann ging ich ins Linx-Beizi speisen, dann plauderten wir wieder und dann – sehr viel später – trafen die Paddler ein.
Ich fertigte leicht unscharfe Serienbilder vom Abreiten der Wellen an der Aussatzstelle an, eine Pause wurde eingelegt, Markus' Boot repariert und dann paddelten alle zusammen weiter und auch ich machte mich auf den engen und kurvigen Weg nach Reichenau.
Dort traf die Gruppe dann recht zügig ein obwohl sie mit heftigem Gegenwind zu kämpfen hatte (im Rheintal weht es eigentlich immer an sonnigen Tagen nachmittags). Die Autos wurden beladen, Verabschiedungsrituale zelebriert und dann machten wir uns auf den Heimweg. In Tübingen kamen wir so gegen Halbzehn an.
Alles in allem war die Vorderrheinfahrt – trotz des Malheurs mit dem Knie – ein gelungener Ausflug.
Ein wenig gehetzt kam mir die ganze Veranstaltung vor und ich überlege ob ich mich noch einmal auf so ein kurzes Wochenende am Vorderrhein einlasse. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätte ich das Knie an einem Pausentag auskuriert und wäre am dritten Tag wieder einsatzfähig gewesen.
Die Region bietet – für Unverletzte – viel Wander- und Radfahrpotential aber ein ruhiger Nachmittag in Versam an der Bahnstation hat auch einen ganz eigenen Reiz. Mit Pegel und Wetter hatten wir fast zu viel Glück. Der relativ hohe Pegel machte die Abschnitte etwas anspruchsvoller.
Man sollte sich über das Wetter ja nicht beklagen und ich bin selbst dafür verantwortlich, dass ich mir mir – zum stylischen neuen Helm – nicht noch eine andere Kopfbedeckung mitgenommen habe.
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