Die Idee, eine mehrtägige Solotour im September zu unternehmen, hat allerlei Aktivitäten bei mir ausgelöst. Zunächst habe ich mir gestern spontan einen weiteren (verblüffend günstigen)
wasserdichten Rucksack bestellt, der heute schon eingetroffen ist. Ich bin sehr angetan von dem etwas kleineren Sack (ich habe ja schon einen großen
von Lomo). Die 70 Liter Fassungsvermögen mögen etwas übertrieben sein aber er ist groß genug für Klamotten für eine Woche unterwegs.
Ebenfalls gestern habe ich - als ich mit dem Independence unterwegs war - mit Hilfe einer Pappe Schablonen für den Innenrumpf kurz vor dem Thwart (die sind offenbar in Bug und Heck symmetrisch) angefertigt. Mit Hilfe dieser Schablone entstanden zuhause in der Werkstatt dann erste Anfänge einer Küchenkiste.
Da mir die Konstruktion dieser Kiste ohne gelegentliches Anpassen ans Boot dann doch zu verwegen erschien holte ich am Vormittag mit Hilfe des dereinst
selbst gebauten Bootswagens das Boot vom Bootshaus nach Hause.
Der Neckar war belebt und ich war froh mich nicht allzu lange darauf aufhalten zu müssen. Die 10 Minuten von der Steinlachmündung nach Hause brachte ich erfreulicherweise auch ohne viele Begegnungen hinter mich.
Daheim wurde das Boot dann ins Wohnzimmer gewuchtet, wo ich immer wieder die Kiste an der passenden Stelle in den Rumpf setzte und noch einige Korrekturen an der Passform vornahm. Røskva beobachtete mein Treiben misstrauisch.
Im Lauf des Tages entstand so eine Sperrholzkiste mit Verstrebungen (alles aus Resthölzern). Ich bemühte mich bei der Sache zu bleiben, habe ich doch
unlängst eine Reihe von nie zuende gebrachten Projekten ähnlicher Natur zu Kleinholz verarbeitet.
Die Küchenkiste wird wohl noch am häufigsten im Bug untergebracht sein. Sie verjüngt sich stärker zum Bug hin als die Süllränder weil die Polingstangen diesen Winkel vorgeben. Eventuell fertige ich eine Deckel an, der das kaschiert.
Vielleicht bekommt die Kiste am Ende einen Überzug aus Glasfaser.
Gil Gilpatrick behandelt seine Wanigans auf diese Weise. Hundertprozentig dicht werden sie dadurch nicht aber das Bilgenwasser dringt immerhin nicht ein.
Aus dem verstaubten Keller meines Bildarchivs habe ich einige Aufnahmen von passgenauen Wanigans für einen Solocanadier (Sawyer Summersong) ausgegraben, die bedauerlicherweise inzwischen nirgends mehr zu finden sind.
Deshalb stelle ich die Bilder jetzt hier ein. Der Urheber wird mir das hoffentlich nicht übel nehmen.
Das Konstruktionsprinzip dieser Wanigans ist bestechend einfach. Sie haben vorne und hinten ein solides formbestimmendes Brett, seitlich je eine Abstandsleiste.
Für den Korpus wurde offenbar PE-Material von alten Transporttonnen verwendet. Der Deckel wiederum besteht ebenfalls aus einem sehr soliden Brett und ist mit Scharnieren und einem Klemmverschluss versehen.
Die Vollholzbretter sind das einzige, was mich an dieser genialen Lösung stört. An ihrer Stelle würde ich eine leichte Sandwichkonstruktion anfertigen. Aber das reduziert möglicherweise die Stabilität.
In die Wanigans wird die Ausrüstung wassergeschützt eingepackt da sie nie völlig dicht sind. Im Fall einer Kenterung bleiben Schlafsack und Kleidung auf diese Weise trocken. Töpfe und Wasserkocher dürfen dagegen schon mal ein paar Tropfen Wasser abkriegen.
Außen an den Wanigans ist noch eine Tumbline angebracht mit deren Hilfe sie recht komfortabel getragen werden können.
Mit derlei Transportkapazitäten steht einer ausgedehnten Wildnisexpedition nichts mehr im Weg. Auf dem letzten Bild ist die Ausrüstung aus dem Bild weiter oben in einigen wenigen Gepäckstücken zusammengepackt.
Ich bin mir bewusst, das solchermaßen möblierte Boote als "Jacht des kleinen Mannes" Spott von Puristen herauf beschwört. Aber der Bau von Küchenkisten macht Spaß und ich halte sie für praktisch. Ich bin gespannt, wie weit mein aktuelles Projekt fortschreitet.