Sonntag, 30. März 2008

251. Probefahrt

Trotz heftigster Strömung und Kaffeebraunem Wasser habe ich eine erste Probefahrt mit der blauen Banane gemacht. Zu dem Zweck habe ich an die zu weit vorne liegenden Fußstützen ein Provisorium gebunden, an dem ich die Füße gut abstützen kann.
Bin begeistert! Klar ist der Outrage ein kippeliges Boot aber es kommt mir längst nicht so unberechenbar vor, wie der kleine Dagger Phantom. Naja, vielleicht kann ich den ja dann künftig auch noch zähmen. Jetzt, wo die Temperaturen höher sind, ist eine mögliche Kenterung auch längst nicht mehr so bedrohlich wie noch vor einigen Wochen. Gleichwohl habe ich selbst für die klitzekleine Probefahrt annähernd die volle Wildwasserausrüstung (mit Ausnahe des Helms) übergeworfen. Nach wenigen Minuten war ich klatschnass (nicht etwa aufgrund eines unfreiwilligen Bades sondern vom Schwitzen).
Anschließend habe ich das Boot einmal gründlich gereinigt. Es hat laut Verkäufer sechs Jahre lang ungenutzt in einer Fabrikhalle gelagert und war dementsprechend verstaubt.

Der Vorbesitzer hat das Boot "Quo vadis?" getauft. Den Namen finde ich doch eher peinlich - klingt fast so, als wüsste der Padder nicht wo's hingeht... Ich habe das "vadis" erstmal weggepuhlt. Dabei sind doch allerlei Kleberückstände übrig geblieben, die ich schlecht wegkriege. Bevor sich Dreck darauf festsetzt habe ich einen unserer Vereins-"Paddelfreunde"-Kleber drüber gekleistert.

Samstag, 29. März 2008

250. Blaue Banane

Ich habe mir eine Reihe etwas hilfloser Rechtfertigungsversuche zurechtgelegt:
  • Jetzt ist es ja schließlich schon wieder volle drei Wochen her, dass ich zuletzt ein Boot gekauft habe.
  • Und dann ist es ja auch so, dass ich gerade kein blaues Boot hatte.
  • Es war ja schließlich auch noch ein Bootslagerplatz im Bootshaus frei (ohne, sicher sein zu können, dass ich den auch schließlich kriege...)...
Es gibt aber auch weniger beschönigende Erklärungen:
  • blanke Unvernunft,
  • keinerlei Haushaltsdisziplin,
  • Habsucht,...







Aber all das erklärt vermutlich eher unzureichend warum ich - kaum dass über einen einigermaßen lukrativen Honorarvertrag etwas Geld in die Kasse geflossen ist - jetzt doch höchst spontan das Boot meiner Träume gekauft habe. Zwar nicht das federleichte nagelneue, das Jörg Wagner mir zu einem fairen aber für meine Verhältnisse immer noch unerschwinglichen Preis angeboten hat. Stattdessen die Medium-Budget Gebraucht-Lösung - ein voll ausgefitteter Mad River Outrage in bestem Zustand. Beim Outfitting muss ich noch ein wenig nacharbeiten - offenbar sass ein Zwerg in dem Boot - die Fußstützen sind (für mich) jedenfalls viel zu nah an den Kneecups.

Jetzt weiß ich mit welchem Boot ich mich Anfang Mai in die tieferen Weihen des Wildwasserpaddelns einweihen lassen werde und nach dem Wildwasserkurs entscheide ich, ob ich mir künftig ein Leben mit zwei Wildwasserbooten leiste oder ob das "knuffig kleine knallgelbe Kanu" (möglichst verlustfrei) wieder in den internationalen Warenkreislauf eingespeist wird... (Interessenten haben sich schon gemeldet). Das neue Boot dagegen macht sicher auch Spass, ist aber zusätzlich noch etwas tourenfähiger und ob der Länge (12ft) und dem Volumen erheblich angepasster an meine Körpermaße. Ein zahmes Boot ist das trotzdem noch lange nicht.






Im weltweiten Netz fand ich unlängst diese beiden Bilder, der beiden Boote (jeweils mit Holzausstattung - sehr edel!) in Aktion an ein und derselben Stelle in Tennessee - die Bilder stammen übrigens aus einer - für den unbefangenen Betrachter vermutlich äußerst eintönigen - Bilderserie mit massig OC1-Kanus.

Freitag, 28. März 2008

249. Praxisbedingungen

Gestern mittag haben Ole und ich das Zelt auf dem Paddelklubgelände vor dem Stocherkahnlager aufgestellt und am Abend habe ich mich von zuhause aufgemacht, um Zelt und Zeltofen unter Praxisbedingungen zu testen.

Als der Ofen an war wurde es zügig angenehm warm im Zelt, so dass ich eines gemütliches Vesper einnahm und nach Einbruch der Dunkelheit ebenso gemütlich im Schlafsack meinen Lesesabend (Kanukatastrophen in Up the Creek wieder mal) einleutete. Allmählich füllte sich dann doch das Zelt mit Rauch und mir wurde lange nicht klar woran das wohl lag. Bis ich - mithilfe eines langen Stabes - den "Spark Arrester" vom Rauchrohr nahm - er hatte sich völlig mit Ruß zugesetzt (vermutlich eine Strafe dafür, dass ich vom Vereinsholz einige noch nicht völlig durchgetrocknete Astabschnitte verfeuert hatte - die sind nur für Vereinsgrill- veranstaltungen reserviert...).

Das Problem war gelöst, ich heizte noch einmal kräftig ein und legte mich schlafen. Beim Aufbau des Zeltes war der Himmel noch bedeckt und ich hatte mit Regen gerechnet. Stattdessen klarte es in der Nacht auf und wurde richtig frostig. Darauf ist mein alter Schlafsack offenbar nicht eingerichtet und auch das Fleece-Inlet, das ich zusätzlich beschafft habe (von der Schweizer Armee in wehrkraftzersetzendem lila) bewahrte mich nicht davor zerknirscht die aus dem Bootshaus geholten und zurechgelegten Decken über mich zu breiten, die mir dann allerdings wohlige Wärme spendeten während meine Atemluft am Zeltstoff gefror.

Morgens als die Vögel loszwitscherten feuerte ich also wieder ein und musste wahrnehmen, dass die Luft im Zelt wohl warm wird - aber lediglich oberhalb des Zeltofens. Unten wo ich auf meiner doppelten Isomatte lag, blieb es eisig. Der untere Zeltrand behielt seinen Reifrand (der auf dem Bild kaum zu erkennen ist) während der obere Teil des Zeltes zügig abtrocknete.

Was lernen wir daraus?
  • Der "Spark Arrester" wird umgebaut - das Rauchrohr ist ohnehin so lang, dass nicht mit Funkenflug zu rechnen ist, wenn kein Stroh bei offener Ofenklappe verheizt wird.
  • Künftig werden stets ein/zwei Fleecedecken mitgenommen - sie sind auch gut zum Draufsitzen und einigermaßen pflegeleicht.
  • Zusätzlich zu den Isomatten muss über kurz oder lang ein einfaches aber solides Feldbett her damit ich in geheizten Höhen lagere. Bodenkälte war diesmal kein Problem, kann es aber im richtigen Winter, wenn der Untergrund gefroren ist, werden.
Die selbst konstruierte Rauchrohr- isolierung hat sich bewährt - dem Zeltstoff kam das heiße Rohr nicht zu nahe und die Lücke zwischen Rohr und Holzlatten dient als Rauchabzug für den doch immer wieder an den Steckstellen des Rohrs entweichenden Restrauch.
Ich sollte jedoch den Spark Arrester so umbauen, dass ich das kleine Dächlein wieder auf das Rohr setzen kann - sonst regnets mir ja in den Ofen hinein...

Donnerstag, 27. März 2008

248. Hüttenkoller

Diese verschneiten und vernieselten Osterferien lösen bei mir allmählich einen regelrechten Hüttenkoller aus. Trotz Regen habe ich deshalb jetzt meine Campingsachen zusammengeramscht - Zelt inklusive Zeltofen (und einigen Kartons Feuerholz) - und werde den ganzen Krempel heute nachmittag auf dem Paddelklubgelände aufbauen.
Dann werde ich einen Abend im Zelt und eine Probenacht im Schlafsack verbringen um mir klar zu werden, ob das, was ich mir da so allmählich zusammengesammelt habe - viel davon diesen Winter -, auch dem Test der Realität standhält. Entweder baue ich das Ganze dann Freitag wieder ab oder ich lasse es bis Sonntag stehen - da soll dann angeblich die Sonne scheinen und die Frühlingswärme kommen, so dass das Gerümpel dann auch wieder trocken wird.
Schließlich will ich ja Anfang Mai vier Tage am schwarzen Regen das Zelt aufschlagen und komme dann vermutlich jeden Abend mit triefnassen Klamotten heim, die dann über Nacht im Zelt trocknen müssen um am folgenden Tag erneut gewässert zu werden (ich selbst einbezogen). Dem Wildwasserkurs sehe ich mit zunehmender Spannung und Aufregung entgegen. Aber das hat auch noch andere Gründe, die ich vorläufig nicht preisgeben will...
Dazwischen liegt noch das GOC-Treffen, an dem ich voraussichtlich nun doch nicht über Nacht teilnehmen kann. Deshalb ist dieser Praxistest der Zeltausrüstung einfach unumgänglich.

Dienstag, 25. März 2008

247. Deliverance

Diese windig kalten und verschneit/verregneten Osterferien bieten mal wieder viel Zeit zum Lesen und ich habe mich über einen Roman hergemacht, der den harmlosen Titel "Flussfahrt" trägt. Im Englischen heißt er "Deliverance" und die Verfilmung bekam im Deutschen den anheimelnden Titel "Beim Sterben ist jeder der erste".
Im Grunde geht es um ein verlängertes Wochenende, dass einige amerikanische Freunde bei der Befahrung eines von einem Stauprojekt bedrohten Wildflusses irgendwo im Hinterland Georgias verbringen wollen. Was harmlos beginnt verläuft alptraumhaft: zwei Männer überfallen sie, einer der Freunde wird vergewaltigt, der Täter anschließend von einem Pfeil durchbohrt. Der zweite Fremde flieht und macht Jagd auf die Reisegesellschaft - am Ende wird er gejagt und ebenfalls mit Pfeil und Bogen "erlegt". Von den vier Freunden stirbt jedoch zwischenzeitlich einer infolge eines Streifschusses und zwei kommen schwer verletzt am Ziel der Flussfahrt an.
Diese Flussfahrt ist eine blutrünstige Erzählung, die harmlos und geradezu langweilig anfängt, sich immer mehr steigert und schließlich mit einer raffinierten Lügengeschichte endet, die die Flussfahrer von jeder Verantwortung für das Geschehene befreit.
Ich erinnere mich, dass ich als Jugendlicher einmal den Film gesehen habe und ihn entsetzlich fand. Ich muss ihn mir wohl irgendwann mal wieder ansehen, befürchte aber, dass es mir wieder ähnlich gehen wird.
Auch das Buch kann ich - trotz aller Spannung - wenig gut finden. Es ist einfach eine blutrünstige Räuberpistole und die Kanu-bezogenen Elemente dokumentieren eigentlich nur, dass eine schlecht geplante Kanutour von unerfahrenen Bürohengsten - auch ganz ohne kriminelles Beiwerk - fatal enden kann.

Montag, 24. März 2008

246. Schneeostern

Noch während des Aufbruchs des Familienrudels zum Osterschmaus bei der Oma rief mein Bruder an, ob ich nicht ein Kanu mitbringen wolle, damit wir unsere ausgefallene Winterfahrt am Nachmittag nachholen könnten. Flugs lud ich den Familiencanadier aufs Dach und nach dem üppigen Mittagessen setzten wir beide uns ab und steuerten den Neckar bei Poppenweiler an, den wir ja schon einmal letzten Sommer bepaddelt hatten. Diesmal sah es da ein wenig anders aus. Leichter Schneefall, kalter Wind und absolut kein Mensch auf dem Wasser... Wir stiegen warm eingepackt an einem der Anleger der Neckarausflugsschiffe (die angeblich heute ihren Betrieb für die Saison aufnahmen sich aber nicht blicken ließen) ins Boot und steuerten flussaufwärts. Rückenwind half gegen die Strömung und das schnelle lange Boot glitt flott voran. Kurz vor Remseck, wo wir letzten Sommer noch auf der Rems unterwegs gewesen waren, wendeten wir und ließen uns den kalten Wind ins Gesicht blasen während wir - nun begünstigt von der Strömung - wieder bergab sausten. Nach knapp einer Stunde waren wir wieder am Anleger, verluden das Boot und wandten uns dem Familien-Kaffeekränzchen zu.
Angesichts dessen, dass ich mich in den letzten Jahren an kein Osterfest mit wesentlich besserem Wetter erinnern kann scheint mir, dass wie diesmal wenigstens etwas Vernünftiges unternommen haben ...

Sonntag, 23. März 2008

245. Going Inside

Nun habe ich das zweite Buch von Alan S. Kesselheim gelesen - eines, dass er vor dem letztgelesenen geschrieben hat und prompt habe ich vorhin ein noch älteres, "Water and Sky" bestellt.
"Going Inside" beschreibt die einjährige Reise Kesselheims mit seiner Frau durch die kanadische Wildniss - zunächst über den Smoky- und dann den Peace-River zum Lake Athabasca wo sie in einer winzigen Hütte überwintern und dann weiter nach Norden zum Baker Lake am Westrand des Hudson Bay. Die Reisebeschreibung umfasst Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen und Tieren und sie beschäftigt sich mit der Beziehung des Paares. Dabei gelingt es Kesselheim eine nüchterne und beiden Partnern gerecht werdende wenig psychogrammlastige Beziehungsentwicklung zu beschreiben, die in der nicht mehr für möglich gehaltenen Schwangerschaft seiner Frau und der Entscheidung trotzdem die Reise fortzusetzen gipfelt. Im Grunde bin ich ja derartig problematischer Themenfelder entsetzlich abgeneigt aber die Verquickung mit Kanureiseabenteuer, Natur und Kreatur machen das Buch außerordentlich lesenswert. Jetzt fiebere ich der Ankunft des noch älteren Buchs entgegen. Darin geht es um ein früheres Jahr, das das Paar in der kanadischen Wildnis verbracht hat.

Samstag, 22. März 2008

244. Luftsäcke flicken

Heute habe ich mir vier Paar Auftriebskörper aus dem Bootshaus geholt, die alle mehr oder weniger perforiert sind. Die Tube Seamgrip, die ich nach Lokalisierung der Löcher geöffnet habe, hat gar nicht gereicht - einmal weil zu viele Löcher in den Säcken sind und zum zweiten weil der Kleber innen in der Tube schon leicht angehärtet war. Ich sollte den Händler zur Rechenschaft ziehen...
Aber auch die Arbeiten mit einigermaßen (dick-)flüssigem Kleber sind etwas zweifelhaft. Ich befürchte, dass meine aufmodellierten Klebewülste an den Ventilrändern nicht lange halten werden. Jetzt soll das ganze erstmal einen Tag aushärten und dann kann ich die Dinger wieder mit Luft befüllen. Eine schweißtreibende Beschäftigung...

Mittwoch, 19. März 2008

243. Threading the Currents

Alan S. Kesselheim: "Threading the Currents. A Paddler's Passion for Water " ist eine Zusammenstellung unterschiedlicher Erzählungen von Erlebnissen auf Paddeltouren in Kanada und den USA. Kesselheim schildert seine Passion, die - ähnlich wie meine kleine Obsession - eng mit dem Kanu verknüpft ist. Ich hatte das Buch schon im Juni letzten Jahres gelesen und da ich es nun wieder in die Hand nahm habe ich es gleich nochmal durchgeackert - der Vorteil von Vergesslichkeit: man kann Vergnügliches mehrfach erleben...

Dabei schildert Kesselheim parallel zu den Reiseberichten auch stets die Beziehungssituation zu seiner Freundin und Frau. Mit solcherlei kann ich - unsensibel wie ich bin - ja generell nicht so viel anfangen aber Kesselheim gelingt es, diese Beziehungsaspekte in Überein- stimmung mit den Erlebnissen auf arktischen Strömen oder großen Wasserflächen zu bringen.
Die anfangs eher zusammenhangslosen Beiträge - leicht als überarbeitete Zeitschriftenbeiträge erkennbar - entwickeln nach und nach Bezüge zueinander. Die Zusammenstellung ist recht geschickt gemacht, so dass Motive aus den Anfangskapiteln am Ende wieder aufgenommen werden, ohne dass die Notwendigkeit besteht unbedingt die Inhalte miteinander in Verbindung zu bringen.
Im hinteren Teil des Buches, als die beiden zusammen mit ihren drei Kindern auf dem Yellowstone unterwegs sind, passt der turbulente Flußcharakter perfekt zum troubeligen Familienleben.

Jetzt bin ich mal gespannt auf die Kesselheim-Erzählung seines Jahrs in der Wildnis ("Going Inside"). Das wird das nächste Buch über das ich mich hermache. Die Wetteraussichten sind unerfreulich und die gegenwärtigen Osterferien bieten - fürchte ich - wenig Paddelgelegenheiten . Ich muss diese erste Woche noch arbeiten und in der zweiten Kinder hüten. Eine Nacht will ich auf alle Fälle im Zelt verbringen um meine angesammelte Ausrüstung mal ein wenig anzutesten.

Dienstag, 18. März 2008

242. Wo sind alle?

Heute sollte mal wieder "inoffizielles Paddeltraining" sein und ich war sehr früh zur Arbeit gedüst um rechtzeitig um 16:00 Uhr am Bootshaus zu sein. Da war ich dann allein.

Naja, die Stocherkahnleute waren da und heftig am Rödeln - an den nächsten Wochenenden werden die Kähne wieder ins Wasser gelassen und vorher müssen sie noch auf Vordermann gebracht werden. Aber so eilig haben sie es damit dann auch wieder nicht denn jetzt gibt es ja die neue fest montierte Bootsrollbahn so dass sie beim Einsetzen nicht mehr auf die nur einige Wochenenden montierte mobile Rutsche angewiesen sind.










Für uns war der Bau dieser neuen Bootsrollbahn ja der Anlass unseren Anleger neu zu gestalten. Jetzt wo die Mobile Bahn der Stocherer da nicht mehr montiert wir können wir uns ja einen etwas "Bootstrage"-freundlicheren Zugang schaffen.

Als ich dann schließlich mit meinem geschulterten Boot allein zum Anleger kam mußte ich feststellen, dass dieser doch über die ganze Länge überflutet war. Immer noch Hochwasser. Aber so mäßig, dass ich mich doch auf den Fluss gewagt und stromabwärts gepaddelt bin. Heute schien die Sonne aus allen Knopflöchern und die Luft war kalt. Da war Paddeln genau die richtige Beschäftigung. Nach 10 Minuten war ich am unteren Ende der Neckarinsel und nach einer weiteren halben Stunde wieder oben am Anleger. Den habe ich schließlich noch mit dem Kunststoffbesen vom Schlamm befreit. Das geht am Besten, wenn noch einige Zentimeter Wasser darüber stehen, in denen der aufgewirbelte Schlamm dann neckarabwärts strömt.


So, wie sich der Anleger jetzt präsentiert könnte er auch für eine Ausstellung unterschiedlichster Treppenkonzepte gehalten werden. Ich plane - auch weil Robin aus der Jugendgruppe so mannhaft beim Treppenbau mitgeholfen hat links der ganzen Treppen aus zwei Baubrettern eine Kajakrutsche an den Hang zu bauen damit wir die Stützradpaddler flott ins Wasser schubsen können so dass sie uns künftig nicht mehr mit ihrem komplizierten Bootsbesteigungs- Prozedere ewig den Steg blockieren...

Montag, 17. März 2008

241. Up the Creek

Unlängst kam ja "Up the Creek" von Kevin Callan und just vergangenen Freitag hat der Autor seine neue Webseite eröffnet, so dass ich doch neugierig in diesem Routenführer durch Canada geblättert habe. Offenbar handelt es sich um ein nicht mehr erhältliches Buch denn auf der Webseite, die sich mit Callans Büchern befasst, ist es nicht aufgeführt.
Dabei ist das ein richtig gutes Buch. Anekdotenreich und witzig schildert Callan zahlreiche unterschiedlich lange Touren quer durch Ontario (von Thunderbay im Westen bis Peterborough). Die Länge der Touren divergiert stark. Von 1-2-Tagestouren bis zum zweiwöchigen 12-Tage-Trip ist alles dabei. Allerhand Schwarzweiß-Bilder und einige Farbtafeln ergänzen die Berichte. Stets sind Kartenskizzen angefügt und am Ende jeden Berichts ein Infoblock mit den wichtigsten Details (Alternativ-Teilabschnitte, Routenvarianten,...). Callans Schreibstil ist durchaus unterhaltsam. Wer je nach Ontario zum Paddeln kommt ist - denke ich - mit Callans Büchern gut beraten.
Da meine Verwandschaft im Süden Ontarios lebt werde ich mal schauen, ob ich nicht noch ein par mehr von Callans Büchern bekomme. Bedauerlicherweise sind gerade diese Bücher auch antiquarisch noch erstaunlich teuer.

Sonntag, 16. März 2008

240. Wind und massig Wasser

Statt des angekündigten Dauerregens begann dieser Sonntag mit strahlendem Sonnenschein. Geradezu folgerichtig machte ich mich gleich nach dem Frühstück auf zum Bootshaus und rüstete mich verwegen und ein wenig wagemutig zu einer einsamen Fahrt im Wildwasserboot. Wagemutig deshalb weil ich das eigentlich nicht allein machen sollte.
Auf dem Wasser merkte ich auch gleich warum - die Strömung ist fortwährend heftig und starke Böen schoben das Boot recht unkontrolliert hin- und her. Bei einer Kenterung im kalten wuchtigen Wasser hätte ich entweder das Boot oder das Paddel treiben lassen müssen - vielleicht auch beides. Nach einigen Minuten und der vagen Erkenntniss, dass es mir unter günstigeren Bedingungen doch gelingt, das kurze Boot einigermaßen zügig geradeaus zu manövrieren, brach ich das Experiment ab. Also zurück ins Bootshaus mit dem Boot und wieder raus aus dem Neopren-Anzug. Die Gelegenheit nutzend probierte ich allerlei Neopren-Long-Johns des Vereins aus um festzustellen, dass mir eben doch nur der eine passt. Die einzige Vereins-Paddeljacke, die mir passt ist gerade abhanden gekommen ohne dass sich jemand auf der Ausleih-Liste eingetragen hätte und meine Neopren-Stiefel erweisen sich als undicht.
Es wird Zeit, dass ich dergleichen Ausrüstungsgegenstände selbst anschaffe. Zur Refinanzierung werde ich heute mal eine kleine Inventur machen und allerhand Gerümpel, das ich doch nicht nutze, verhökern. Zum Beispiel das Robson-Paddel, das sich als zu schwer (und etwas zu lang gekauft) erwiesen hat. Weg damit!

Samstag, 15. März 2008

239. Quentin

Da ich heute keine Zeit zum Paddeln hatte konnte ich gerade mal das knuffige kleine knallgelbe Kanu zurück zum Bootshaus bringen und mich daselbst eben noch damit beschäftigen, meine beiden zusätzlich zu den schon einmal erstandenen Quentin Kleber (das Erkennungssymbol der Mitglieder des englischen Forums), zu applizieren. Einer kam auf den Solo-Canadier und der andere auf das Wildwasserboot.

Ich bin ganz zuversichtlich, dass Paul Mason, der den paddelnden Otter entworfen hat, einverstanden damit ist, dass so einer jetzt auf einem Wildwasserboot klebt. Schließlich ist er selbst ein passionierter Wildwasserpaddler. Gleichzeitig verdient er sich sein Geld als Kanu-Cartoonist. Hier ist seine eine Webseite und hier die andere.

Freitag, 14. März 2008

238. Auftriebskörper

Vor etwas drei Wochen habe ich bei Sport Schröer Auftriebskörper für den XL11 bestellt weil es mir (noch) nicht gelungen ist, die alten zu reparieren (bei einem finde ich das Loch nicht und beim anderen ist es so dicht am Ventil, dass ich wenig Hoffnung habe es dicht zu kriegen - muss wohl ein neues größeres Ventil einbauen). Die bestellten Säcke haben die mittlere Größe und ich war schon gewarnt worden, dass die dann wohl überquellen würden. Mein Kalkül war, dass zu große Säcke immer noch vorne eingefaltet werden können während zu kleine das Boot eben nicht ausfüllen. Und siehe da, eben habe ich die Teile, die erst vor drei Tagen kamen, im Boot aufgeblasen (nur mit der Pumpe!) und sie passen exakt. Sie hätten kein Stück kleiner sein dürfen.
- Für nachher, im Hallenbad, habe ich wieder das knuffige kleine knallgelbe Kanu aufs Autodach geladen. Bin mal gespannt, ob ich so allmählich genug Sicherheit entwickle um mit dem Boot dann mal raus in die wilde Natur zu paddeln. Am Wochenende soll das Wetter schön werden...

Donnerstag, 13. März 2008

237. Jubiläum

Resumé Heute vor einem Jahr habe ich angefangen meine Paddelpassion (oder auch -obsession) in diesem Logbuch - einer Form der 'kontrollierten Selbstentblößung' - zu dokumentieren. Ich bin selbst ein wenig erstaunt, wie beständig ich mir doch immer wieder einen Beitrag ausgedacht habe, auch wenn gerade wenig gepaddelt werden konnte und dass gerade diese Beiträge mir vielfach bedeutsamer erscheinen als die, in denen es zum 24. Mal um eine Trainingsrunde auf dem Neckar geht oder in denen eine Paddeltour auf einem alten oder neuen Gewässer beschrieben wird.


Besucher und Besucherinnen Vermutlich bin ich ja selbst mein aufmerksamster Leser (ich entdecke noch nach Monaten Fehler in alten Beiträgen, die korrigiert werden und übersehe auch nach Monaten noch Fehler, die dann eben nicht korrigiert werden - inzwischen weiß der Rest der Welt, dass ich keine Kommas kann...). Gleichwohl verfolge ich natürlich mit Spannung, wer von wo aus auf dieses Logbuch klickt und bin oftmals überrascht, woher im internationalen Netz die geschätzten Leserinnen und Leser kommen. Geographisch reicht das von Kuala Lumpur bis Saskatchewan. Dadurch, dass ich mich (gleichfalls leichtgradig obsessiv) an Diskussionen in Canadier-Foren beteilige kommen recht viele (aber nicht die meisten) 'Seitenzugriffe' aus dieser Ecke. Am häufigsten ist noch der Direktzugriff. Das mögen aber auch die Leute aus den Foren sein, die sich ein 'Lesezeichen' angelegt haben. Erstaunlich oft geraten inzwischen BenutzerInnen von Suchmaschinen auf den Paddelblog - bevorzugtes Suchwort 'Zeltofen' oder 'Alu-Canadier'.


Werbung Seit etwa einem halben Jahr habe ich Werbung auf der Seite platziert, auf die der eine oder die andere Leser/in klickt was mir jeweils Bruchteile eines Cents einbringt - inzwischen sind ca 38 US-$ zusammengekommen - wenn vielleicht in einem weiteren halben Jahr die 100 $ voll werden darf ich die abrufen und kann damit den erweiterten Speicherplatz im Webalbum (wo die ganzen Bilder automtisch lagern) bezahlen. Das quillt nämlich dann - vorausgesetzt die Entwicklung verläuft linear - über.


Inhaltliches Künftig soll sich eigentlich nichts am Themenspektrum dieses Logbuchs ändern: Es geht weiterhin vorwiegend ums Paddeln im Canadier mit all den Seitenphänomenen wie Outdoorleben, Paddelvereinsgeschehen, Foren-Scharmützel, vielfältigen Ausrüstungsfragen, Basteleien (aus einer Kombination nicht unterdrückbarer Kreativität und wirtschaftlichen Zwangs) und Literatur, die thematisch mit dem Canadierpaddeln verknüpft ist.


Nabelschau Damit, dass es sich - wie anfangs hervorgehoben - um eine 'kontrollierte Selbstentblößung' handelt (eine 'Selbstinszenierung' wie jeder biographische Text) ist schon angedeutet, dass ich mich hier nicht schutzlos der Öffentlichkeit offenbare, sondern - meinem Mitteilungsbedürfnis nachgebend - gezielt auswähle, welche Dinge ich behandele. Jeder, der dieses Logbuch liest sollte sich klar sein, dass es auch andere wichtige Themen neben dem Canadierfahren gibt. Zumindest wird mir das immer wieder beschwörend entgegengehalten und ich will das jetzt mal ganz kritiklos als mögliche Sicht der Realität festhalten.

Sonntag, 9. März 2008

236. Sektfrühstück

Nach der Aktion gestern folgt - ebenfalls traditionell - ein Sektfrühstück mit Buffet. Wir ließen es uns schmecken. Das eine oder andere für die folgende Saison gab es zu besprechen und alte Paddel- freunde sahen sich, die sich sonst im Laufe des Jahres nicht über den Weg laufen. Anschließend konnten einige von uns nicht mehr ruhig sitzen und wir nutzten das blendende Wetter zu einer spontanen kleinen Übungsrunde am Kraftwerkskanal. Rainer zeigte uns die Jet-Fähre und Bettina war auch ganz lernwillig - selbst bin ich immer froh, wenn ich mit den Techniken, die ich einigermaßen beherrsche, ins Kehrwasser und über die Strömung komme.
Diese Einstellung muss ich dringlichst ablegen. Sonst lerne ich bei dem Wildwasserkurs, den ich Anfang Mai machen will, nix.
Ich hatte den Wildwasser- canadier wohlweislich noch im Bootshaus gelassen und das Solo- Flachwasserboot genommen. Damit kann man die gleichen Techniken üben - in Zeitlupe und relativ kippsicher. Bevor ich mich mit dem kleinen WW-Boot aufs strömende Wasser wage muss ich erst noch einige Übungsrunden auf flachem Wasser drehen (zudem muss ich definitiv einen Neoprenanzug anziehen weil ich fest damit rechne, das eine oder andere Mal ins Wasser zu fallen...).

Samstag, 8. März 2008

235. Bootshausarbeiten

Wie in jedem März fand heute die große Bootshaus-Aufräum- und Reinigungsaktion statt. Anders als im Vorjahr hatten wir keinen Schneeregen sondern jahreszeitlich angemessenes Matschwetter. Mein Job war es - gemeinsam mit einigen anderen - die Böschung zum Steg in eine Treppe umzuwandeln. Zu dem Zweck verankerten wir lange Robinien-Stämme quer im Boden, unterlegten sie mit Schotter und glätteten die Stufen dazwischen. Auf dem Bild machen die Stufen enttäuschend wenig her - die kürzesten von ihnen sind locker zwei Meter lang, mussten mehrfach eingepasst und wieder aus dem für sie gebuddelten Graben gehoben werden und waren höllisch schwer. Künftig können wir Boote besser die Böschung hinunter tragen bzw. sie über das Holz Richtung Fluss gleiten lassen.
Dann betteten wir noch einige Betonplatten in die im Herbst von Baggern abgegrabene Fläche zwischen Steg und Böschung damit man künftig mit geschultertem Boot einigermaßen sicher und sauber über die Matschebene kommt. Nächste Woche sähen wir noch einmal Rasen aus, damit das Ganze vom Wurzelwerk gefestigt wird. Mal sehen wann man mal wieder einigermaßen ungehindert mit dem Boot ans Wasser kommt...
Zwischenzeitlich brachte Jörn die traditionellen Leberkäs-Brötchen und Hans drehte endlich wieder die im Herbst abgeriegelte Wasserleitung auf. Was die anderen oben beim Bootshaus alles gemacht haben weiß ich gar nicht recht. Wir waren jedenfalls fünf Stunden lang gut beschäftigt und am Ende völlig eingematscht.

Freitag, 7. März 2008

234. Kentertraining

Heute war Jungfernfahrt. Im Hallenbad. Habe das 'knuffige kleine knallgelbe Kanu' (je, der Stabreim reicht tief in unsere nordgermanische Vergangenheit) mit ins Hallenbad genommen und bin damit zwischen den allmählich eintreffenden Kindern ein wenig herumgekurvt. Mir ist Angst und Bange geworden weil dieses Boot kippeliger ist als jedes andere Boot, in dem ich jemals saß.
Während des Kinder- und Jugendtrainings lag das Boot dann am Beckenrand und sah sich wohl das Treiben belustigt an. Später dann, als die lieben Kleinen weg waren haben Rainer und ich uns abgewechselt - zeitweilig hat er am Boot gerüttelt und geschüttelt und ich habe versucht, aufrecht zu bleiben, später sind wir gekentert und haben versucht das Boot wieder aufrecht zu bekommen. Sowas wie eine ordentliche Rolle haben wir nicht zustande gebracht aber mit dem Paddel am Grund abstützend kamen wir beide selbstständig erst mal wieder hoch. Und dann sitzt man da in einem halb vollen Boot, das kaum mehr zu manövrieren ist.Bin mal gespannt, wie das später in der freien Natur sein wird. Auch das Aussteigen unter Wasser will geübt sein weil man doch recht ordentlich festgezurrt auf dem Sitzblock ist. Dieser ist übrigens ein wenig zu breit für meinen Geschmack. Ich werde ihn in fünf Millimeter-Schritten anfasen bis er mir genau 'passt'.
Angst und Bange haben mich dann allmählich aber etwas verlassen weil ich durch das kontrollierte Kippen, Abfangen und Wriggen immer sicherer geworden bin. Jetzt würde ich mich allmählich auch mal auf ein offenes Gewässer wagen - dick in Neopren gehüllt und möglichst ohne nennenswerte Strömung unter dem Boot... Nach den Osterferien können wir noch vier weitere Wochen im Schwimmbad trainieren. Die Zeit muss ich nutzen denn ich habe schon den Ehrgeiz auch mal ohne Hilfe des gekachelten Schwimmbeckenbodens wieder in die Senkrechte zu kommen.

Donnerstag, 6. März 2008

233. Yukon

Zwischenzeitlich habe ich noch ein ganz anderes Buch zuende gelesen: Dorian Amos' "Mit Kanu Kind und Karibu", das mir in unserer Stadtbücherei ins Auge fiel. Eigentlich finde ich derartige Buchreihen (National Geographic) ja eher abstoßend aber dieses Buch ist durchaus lesenswert - wenn man über den anfangs etwas angestrengt witzig wirkenden Stil des Autors hinweglesen kann.
Dorian Amos und seine Freundin/Frau Bridget entscheiden sich aus England auszuwandern und reisen durch den amerikanischen Nordwesten auf der Suche nach einem Platz zum Leben. Am Yukon, bei Dawson City, finden sie schließlich ein Plätzchen, das sie kaufen und mit einem Blockhaus bebauen. Wie sie dort leben, in Dawson arbeiten, mit dem Kanu zur Arbeit fahren oder mit dem Hundeschlitten durch die Wildnis wird in dem kleinen Büchlein geschildert. Temperaturen bis zu minus 45 Grad machen ihnen zu schaffen und die Einsamkeit und Abgeschiedenheit, wenn der Fluss mal nicht überquerbar ist. Schließlich kommt der kleine Jack zur Welt, der das Leben in der Wildnis nicht unbedingt vereinfacht...
In diesem Buch spielt der Canadier mal nicht die Hauptrolle wenn auch eine tragende. Nichtsdestotrotz ist es eine vergnügliche Lektüre, die Lust auf (sommerliche) Reisen in den amerikanischen Nordwesten macht - im Winter müßte ich mich nicht dort aufhalten.

Dienstag, 4. März 2008

232. Mehr Lesestoff

Gestern schon kam Alan S. Kesselheims "Going Inside", ein Buch über die 13-monatige Reise eines Paares durch den kanadischen Norden. Ich habe ja schon einmal ein Kesselheim-Buch mit Vergnügen gelesen ("Threading the Currents" - muss ich noch bei Gelegenheit 'rezensieren') und bin gespannt auf diese (farbig bebilderte) Erzählung. Heute nun kam Kevin Callans "Up the Creek" (nicht zu verwechseln mit der Kanu-Katastrophensammlung gleichen Namens). Callan hat zahlreiche Bücher über das Paddeln in Kanada geschrieben und da das Buch billig war habe ich mal zugeschlagen - habe ja Verwandschaft da drüben, die ich doch dringlich mal besuchen sollte...
Heute ist der richtige Tag zum Schmökern - bin zuhause geblieben weil ich krank bin.

Montag, 3. März 2008

231. Lauchert-Bericht

Nachdem die Fahrtenleitung der Lauchert-Fahrt zu mir übergegangen war hatte ich allerhand Anmeldungen zu verbuchen und „hing mich“ noch ein wenig „rein“ indem ich auswärtige Gäste einlud. Zwischenzeitlich wurde eingeplant, die Gruppe zu teilen, damit wir nicht als Großrudel über das Flüsschen pflügten und den Vereinsanhänger zu bemühen um noch mehr angewandten Umweltschutz zu betreiben – beides wurde jedoch wieder verworfen. Wir paddelten im (mittelgroßen) Pulk um die Tierwelt nur einmal aufzuscheuchen und fuhren mit massig viel PKWs um auf halber Strecke ein/zwei Rückholautos deponieren zu können (da das Wetter anfangs durchaus zweifelhaft war und Sorge um quengelnde Kinder bestand).
Am Bootshaus gings einigermaßen pünktlich kurz nach Neun los und in Veringendorf an der Einsatzstelle trafen dann alle 20 nach Zehn zusammen. Das Autoumsetzen ging flott und reibungslos weil alle FahrerINNEN in Christians Kleinbus zurück zur Einsatzstelle fahren konnten und schon gegen kurz nach Elf waren wir auf dem – an dieser Stelle – richtig flott fließenden Flüsschen.
Erste Anfangsschwierigkeiten noch nicht aufeinander eingespielter Bootsbesatzungen wurden allmählich überwunden und die Reise ging bergab vorbei an deutlich erkennbar vom Biber gestutztem Baumbestand.
Die Lauchert mäandert in vielen Schleifen durch das Tal und es sind allerhand Manöver fällig, um um Baumhindernisse herumzukommen und scharfe Kehren des Flusses würdig (also ohne ins Ufergestrüpp getrieben zu werden) zu bewältigen. Manni, der deutlich erfahrener ist als ich, hatte ich den Kapitänsplatz im Heck der 'Kotztüte' aufgedrängt und ich konnte im Bug Paddeln üben (Übergreifen, Ziehschläge – lauter effektive Maßnahmen Richtungswechsel des Bootes einzuleiten). Wir harmonierten von Anfang an und ich betrachte Mannis Vorschlag, doch mal zusammen Wildwasser zu paddeln, geradezu als persönliche Auszeichnung. Die Kotztüte bewährte sich auch auf diesem Kleinfluss obwohl sie ja eigentlich für größere Gewässer und schnelleres Reisen gedacht ist.
Pause machten wir an der üblichen Stelle zwischen Bahndamm und Fluss, wo wir am wenigsten Vegetation und Tierleben belasteten. Wir funktionierten zwei platt getretene Maulwürfhügel zur Feuerbasis um und ich versuchte auf dem einen, den Hobo-Ofen in Gang zu bringen damit wir frischen Kaffee bekamen. Auf dem anderen sollte ein Gillfeuer entstehen, was aber nicht über das Stadium des Hölzchenaufschichten hinaus kam. Mit meinen Kaffee-Kochversuchen bot ich gänzlich unbeabsichtigt eine unterhaltsame spannungsgeladene Show: Es wurden viele Vorschläge gemacht woran es nun liegen könnte, dass das Feueringangbringen so lang dauert und die Idee, dass Rolfs grob gemahlener Kaffee die Ursache für das Scheitern der Kochversuche war, gefiel mir noch am besten. Ganz zum Schluss verhalf uns trockeneres Holz vom Fichtenwaldsaum hinter dem Bahndamm zu einem wirkungsvollen Feuerchen. Rolfs Kaffee mundete (trotz des Kaffeesatz’ am Boden der Tasse...). Zu meinem Bedauern war zu diesem Zeitpunkt Bettinas Kuchen schon aufgegessen und Jojos selbst gebackenen Falafel waren mir vor lauter Glutanblasen auch entgangen...
Weiter ging es anschließend durch ein ökologisches Projekt, dessen umweltschützende Zentralkomponente offenbar darin besteht den Fluss mit Hilfe möglichst vieler gefällter Bäume unbefahrbar zu machen. Wir wurden dadurch immer wieder aufgehalten und mussten einige Male umtragen, was der Ufervegetation auch nicht gerade zugute kommt. Andere Male konnten wir über im Wasser aufgestautes Holz polternd hinweg rutschen wobei ich mir eine Fehleinschätzung zuschulden kommen ließ: Dort wo einzelne gut drüber kommen, kommen andere möglicherweise schlecht oder nicht drüber. Nachdem die Boote vor uns und unseres ein Hindernis gut bewältigt hatten paddelten wir ruhig bis zum nächsten Kehrwasser weiter und mussten dann von unten miterleben, wie andere beinahe vor dem Hindernis quer getrieben wurden und fast kenterten. Bettina (im neuen Kajak Jungfernfahrt zelebrierend) rettete die Situation (Vielen Dank!). Jeder neigt sich instinktiv vom Hindernis weg, wenn er quer darauf zutreibt – das Gegenteil ist nötig sonst greift das fließende Wasser an die Bordwand und steigt ins Boot. Eigentlich auch etwas, was man mal kontrolliert über sollte... An nachfolgenden „übergleitbaren“ Hindernissen postierten wir jeweils einen oder zwei HelferINNEN, die die Boote in einem kleinen Balanceakt mit über die Holzstämme zogen.
Weiter gings ins Bittelschießer-Täle, das mit einer gewaltigen Höhle, einer Kapelle und einem kleinen Wehr mit Floßgasse ausgestattet ist. Wir besichtigten gründlich die Floßgasse vom darüber liegenden Felsvorsprung aus und schätzten die darin liegenden, aus dem Wasser ragenden Holzstämme trotz der flotten Strömung als umsteuerbar ein – andere waren etwas vorsichtiger. Deshalb landeten sie oberhalb ihre Kanus an, liefen mit Wurfsäcken bewaffnet nach unten und wir sausten anschließend die gewundene Floßgasse runter um gleich darauf auszusteigen und zu den angelandeten Booten zu laufen und diese ebenfalls flott nach unten zu befördern. Ein Heidenspaß!
Gleich darauf kam dann die Aussatzstelle, an der sich noch ein kleines Wehr befindet, dessen Befahrung wir uns nicht entgehen ließen.
War ich auf dem Hinweg noch mit drei Booten auf dem Autodach unterwegs gewesen, waren es auf der Rückfahrt nun vier weil wir Christians über fünf Meter langes Kajak dazu luden (ein Jammer, dass ich das nicht mehr fotografiert habe!). Die vielen Verzurrriemen machten während der Fahrt einen Höllenlärm und ich musste die Antenne unterwegs zweimal justieren damit sie weder laut und kratzig an einem Boot rubbelte noch am Dachträger klapperte, was beides unerträgliche Geräusche im Innenraum des Autos verursachte.
Schließlich kamen wir schon im Dunkeln in Tübingen an, verstauten die Boote im Bootshaus und zerstreuten uns in alle Richtungen. Gut, dass wir diesmal richtig früh in die Gänge gekommen waren, sonst hätte es womöglich schon auf dem Wasser gedämmert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für mich eine lehrreiche und gelungen Ausfahrt war – ich muss als „Fahrtenleiter“ noch das eine oder andere hinzulernen, mich aber auch damit abfinden, dass man nie alles im Griff haben kann. Als Tandem-Partner gibt es auch allerhand hinzuzulernen – diesmal konnte ich mancherlei üben und komme mir dabei ganz erfolgreich vor. Dadurch dass ich bevorzugt links paddele, die meisten Rechtshänder aber rechts, ergänze ich mich mit vielen PaddelpartnerINNEN. Ich freue mich schon auf die bevorstehenden Wildwasserfahrten. Schließlich haben wir ja zwei potente Tandem-Wildwasserboote im Bootshaus. Eines davon, den Dagger-Zweier, wollen Micha und ich nächstens mit Sitzblöcken ausrüsten. Inzwischen habe ich – mit Blick auf Rainers Homes-Outfitting – auch eine Idee, wie wir das ohne übermäßigen Aufwand hinkriegen können.