Montag, 15. April 2013

Kragenweite


Die Argen ist eher meine Kragenweite als die Murg. Denn an die wilde Murgfahrt vom Samstag schloss sich am Sonntag – unter Vernachlässigung sämtlicher häuslicher Pflichten – eine Fahrt an die Argen an.

Ich hatte mich mit Richard, mit dem ich unlängst auf dem Neckar bei Rottweil unterwegs war, auf Halbelf an der Aussatzstelle (Giessenbrücke) verabredet und weitere Mitstreiter aus Tübingen und auch Jan aus Ravensburg zur Teilnahme eingeladen.

Wir fuhren also in zwei Autos so los, so dass wir pünktlich um 11:30 Uhr am angegebenen Ort sein konnten.

11:30 Uhr? Angegebener Ort? Beides hat nicht geklappt und das ist mein Fehler.

Schon kurz vor Ravensburg rief Richard an und machte mir unmissverständlich klar, dass ich halb Elf nicht richtig übersetzt hatte. Ich drückte auf die Tube. Wir gabelten Jan und seinen "großen Hund" auf und fuhren zur Einsatzstelle. Allerdings erwischten wir auch nach längerem Suchen nicht die, die Richard gemeint hatte, sondern die, die Jan für richtig hielt (Steinenbach). Weitere Telefongespräche mit Richard folgten. Ich rang ihm ab, dass er zu uns stoß und wir zogen uns schon mal um.

„Jetzt schon umziehen? Da schwitzt man dann doch im Auto. Machen wir das doch oben erst.“

Meine „Teilnehmer“ nahmen nicht so empathisch an meinen Maßnahmen zur Bereinigung meines Lapsus teil, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich verkündete spontan, dass ich nie wieder derartige Gruppenreisen organisieren wollte.


Richard und Claudia trafen ein. Er war berechtigt verärgert und machte auch keinen Hehl daraus. Wir verluden sein Boot auf den vier bereits aufgeladenen Booten, verstauten unsere trockenen Klamotten in seinem Auto (ja, wir hatten uns inzwischen umgezogen!) und fuhren zur acht Autominuten entfernten Einsatzstelle bei Primisweiler an die „obere Argen“.


Die sonst übliche Einsatzstelle 200 Meter weiter unten mieden wir weil da schon viel zu viele Autos mit Dachträgern auf dem Feldwegrand parkten. Die Bauern sehen sich das – fürchte ich – nicht lange an ohne etwas gegen diese wilden Paddler zu unternehmen.

Der nun vor uns liegende Abschnitt war zwar erheblich kürzer als der, den Richard ursprünglich angeplant hatte, aber er enthielt (laut Jan) viel mehr spaßige Abschnitte. Richard war fortwährend muffig. Die Tour entwickelte sich ganz anders als er das geplant hatte.


Wir luden ab und setzten die Boote unter der Straßenbrücke ins Wasser und paddelten – nach ersten Spieleinlagen im Brückenschwall – los. Richards Laune hellte sich jetzt auf. Beim Zusammenfluss von oberer und unterer Argen legten wir kurz an der Kiesbank an und „ferndiag- nostizierten“ den Schwall.

Jan konnte stets angeben welche die reizvollsten Routen und Kehrwässer waren, weil er den Abschnitt bereits am Vortag gepaddelt war. Wir begannen uns die Argen mit ihren Spielstellen, Schwällen, Kehrwässer und kaum vorhandenen Baumhindernissen (davon sind gewöhnlich mehr da) hinunter zu „arbeiten“.


Für Richard und Claudia im Tandemboot war es wohl etwas mühsam immer wieder auf die spielwütigen Solobootpaddler zu warten aber sie trugen es mit Fassung und Richards Laune war jetzt richtig gut. Derart viele Spielstellen verlocken einfach zu längeren Aufenthalten. Bis jede und jeder in jeder Welle gesurft und jedes Kehrwasser (mehrmals) angefahren hat vergeht allerhand Zeit. So kam es, dass wir letztlich gut vier Stunden auf dem Wasser waren.


Es war so warm, dass wir immer mal wieder (vorwiegend freiwillig) im klaren Wasser des Flusses badeten. An einer Stelle machten wir länger Pause weil es vorher zu einem unfreiwilligen Bad gekommen war. Aber die Kenterungen hielten sich heute in Grenzen.

Es bestand an keiner Stelle ein Risiko (auch wenn das Gestein, durch das sich die Argen frisst, unzweifelhaft für die eine oder andere Unterspülung sorgt).


Diverse Schwellen und Stufen boten massig Trainingspotential. Die eine oder andere Stufe trugen wir die Boote auch mal wieder hinauf um die Stelle noch einmal zu paddeln.


Wir trafen allerhand andere Paddler und einer, der mit seinem Sohn in einem MadRiver Explorer unterwegs war, rechnet jetzt fest damit, dass er im Paddelblog ein Bild von sich findet. Ich war aber nicht schnell genug und der Schnappschuss von hinten ist nicht publikationswürdig.

Wie überhaupt die meisten Bilder des letzten Drittels unserer Fahrt. Die Kameralinse war nach den zahlreichen (im Gegensatz zum Vortag ausschließlich freiwilligen) Schwimmeinlagen so verdreckt und feucht, dass nur noch milchig weiße überbelichtete Bilder entstanden. Ich habe sie trotzdem alle unkritisch in einem Webalbum abgelegt.


Nachdem wir auch mal Boote getauscht hatten (ich durfte in Jans BigDog ein paar Runden drehen) kamen wir gegen 17:00 Uhr an der Aussatzstelle an, zogen uns um, holten die Autos von der Einsatzstelle und machten uns auf den Rückweg über Ravensburg nach Tübingen.


Die Argen hat allen Beteiligten richtig gut gefallen. Sie hat selten genug Wasser, so dass sie nicht richtig geplant angefahren werden kann aber sollte sie - z.B. anlässlich einer geplanten Fahrt an die Bregenzer Ache – genug Wasser haben, lohnt es sich umzudisponieren.

Derart viele Spielstellen und Übungsmöglichkeiten bietet so schnelle kein anderer Fluss in erreichbarer Nähe. Dabei sind die Stellen eigentlich alle fair. Sollte es zu Missgeschicken kommen ist immer ein Ufer in Reichweite. Lediglich vor Baumhindernissen muss man sich offenbar in Acht nehmen. Der Fluss fließt in weiter Distanz zur Straße. Dabei sind die Fahrten zwischen Ein- und Aussatzstelle doch sehr kurz (ganz anders als an der Bregenzer Ache). In unmittelbarer Nähe gibt es sogar einen Campingplatz, auf dessen Homepage aber nicht einmal Preise für Zeltübernachtungen angegeben werden. Wer weiß ob man da eine Hering in den gepflegten rasen hämmern darf. Aber ich könnte mir auch vorstellen mich dort oder da, wo das günstiger ist, in einer Ferienwohnung einzumieten um mal ein ganzes Wochenende auf der Argen verbringen zu können.


Der Pegel sank während der Zeit, in der wir paddelten von ungefähr 60 auf 55cm. Es gibt eine Bildergalerie.

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    es war wirklich ein idealer Pegel und das perfekte Wetter für eine Ausfahrt auf der Argen. Danke für die kurze Erwähnung. Eigentlich wollte ich mit meiner Mango paddeln, allerdings hat sich mein Sohn in den Kopf gesetzt mitzufahren. Also musste ich den Familiendampfer vorholen. Wenn Ihr mal wieder an der Argen unterwegs seit könnt Ihr mir ja eine kurze Mail senden. Vielleicht klappts ja mal.

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